Full text: Das sogenannte Gesetz des Mose (5)

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Auf der einen Seite hatte man somit notgedrungen die Menschen 
vom Heiligtum unabhängiger machen müssen, als man ihnen die 
Heiligtümer in ihrer Nähe nahm. Um so stärker mußte man auf der 
anderen Seite versuchen, sie so oft wie nur irgend möglich zum Ze»- 
tralheiligtum kommen zu lassen. So wurde bestimmt, daß alle Opfer 
nur in Jerusalem gebracht werden dürften. Und alle Opfer, die die 
Lewitenprogramme bisher schon gefordert hatten, blieben aufrecht 
erhalten: Der Zehnte vom Korn, Most und Oel und von der Schur der 
Schafe, die Erstgeburt der Rinder und Schafe, die freiwilligen Opfer, 
die man zum Dank für irgendeine besondere Wohltat brachte, und die 
auf Grund von Gelübden, die man in der Not getan hatte. Alles sollte 
nunmehr nach Jerusalem zusammenströmen! 
Und auch die großen Feste, die jede Ortsgemeinde bisher an dem 
Jahwealtar ihres Wohnortes gefeiert hatte, sollten nun nach Jeru 
salem konzentriert werden. Sogar das Passah, das doch seinem ganzen 
Wesen nach in der Wohnung gefeiert werden mußte, sollte in Jerusalem 
stattfinden. Man verzichtete zwar auf eine siebentägige Feier, deren 
Durchführung mitten in der Zeit der Feldbestellung doch nicht möglich 
gewesen wäre. Aber da das Passah des Nachts verzehrt wurde, so erforderte 
die Verlegung der Feier nach Jerusalem immerhin noch eine Abwesenheit 
von Hause von mindestens zwei Tage». Beim Wochensest wurde nur die 
einfache Anwesenheit in Jerusalem gefordert: man sollte zum Tempel 
bringen, was man wollte, „je nachdem Jahwe, dein Gott, dich ge 
segnet hat". Diese Reise konnte für die Mehrzahl der Judäer wohl 
in einem Tage erledigt werden. Beim Laubhüttenfest aber (so nannte 
man von jetzt ab das frühere Erntefest im Herbst) soll man sieben 
Tage in Jerusalem feiern! „Das Laubhllttenfest feiere sieben Tage 
lang, wenn du den Ertrag von deiner Tenne und Kelter einsammelst. 
Sei fröhlich an deinem Fest, du und dein Sohn und deine Tochter, dein 
Knecht und deine Magd, und der Sehnt, der Fremdling, die Witwe 
und Waise, die in deinem Orte wohnen. Sieben Tage lang sollst du 
Jahwe, deinen Gott, feiern an der Stätte, die Jahwe, dein Gott, er 
wählen wird; denn Jahwe, dein Gott, wird dich segnen in all deinem 
Ertrage und bei aller Arbeit deiner Hände. Darum sei fröhlich, nur 
fröhlich!" (16, 13—15.) 
Diese Neuregelung der Feste war wieder eine neue Belastung der 
Bauern zugunsten der Priester. Schon die Festsetzung dreier Feste 
im Lewitenprogramm gegenüber dem neuen, das mau in der Wirk 
lichkeit kannte, sollte eine Vergrößerung der Einnahmen der Priester 
herbeiführen und wäre mitten in der Feldarbeit für die Bauern eine 
schwere Sache gewesen. Jetzt legte man den Menschen noch dazu eine 
zweitägige, eintägige oder achttägige Abwesenheit von der Heimat auf, 
mit all den Unkosten und Schwierigkeiten, die die Uebernachtung einer 
solche!» Menschenmasse in der Hauptstadt notwendig hervorrufen mußte. 
Alle Instinkte der Wirklichkeit mußten sich dagegen empören; aber der 
Vorteil der Jerusalemer Priester war dabei am besten gewahrt! 
Noch stand das Gesetz auf dem Standpunkt, daß den Hauptteil 
jedes Opfers der Opfernde selbst zu verzehren habe. Das Fest sollte 
ein Freudenfest vor Jahwe sein, wo man Fleisch und Weil: in Masse 
verzehrte. Aber es wurden doch schon recht erhebliche Stücke als Ab 
gabe für den Priester gefordert: von jedem Rind oder Schaf ein Vorder 
bein, die Kinnbacken und der Magen; die Erstlinge vom Korn, Most 
nnd Oel und die erste Schur der Schafe ganz! (18, 1—4.) Das ist 
wieder erheblich viel mehr, als im alter Zeit wirklich geleistet wurde.
	        
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