Full text: Die Propheten (6)

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Fremde Götter. 
Das erste Gefühl der versinkenden Kleinbauern mußte ein Irre 
werden au Jahwe sein, wie die Paradiesgeschichte es zeigt. Der zweite 
Gedanke aber ist ein um so festeres, um so ausschließlicheres Festhalten 
am altüberlieferten Gotte der Väter gewesen. Es war die natürliche 
Reaktion auf eine Bewegung, die inzwischen in den oberen Kreisen 
eingesetzt hatte. 
Schon mit der Ausbildung des monarchischen Staates war für den 
König und einen Teil seines Hofhaltes ein Anstoß gegeben, die Aus 
schließlichkeit des alten Jahwe-Glaubens zu durchbrechen. Bereits Gideon 
hatte unter anderen eine Frau aus der kanaanäischen Stadt Sichem, 
deren Religion natürlich die kanaanäische blieb (Richter 9, l). In 
großem Stile hat dann Salomo die Politik verfolgt, durch Verheiratung 
mit benachbarten Prinzessinnen die Sicherheit seiner Grenzen und die 
Größe seines Gebiets zu vermehren. Er hat neben einer ägyptischen auch 
phönizische, edomitischc, moabitische und ammonitische Frauen gehabt, er 
hat also nach Westen, Süden, Osten und Norden geheiratet. Und jede dieser 
Frauen aus königlichem Blut behielt an seinem Hose die Religion ihrer 
Väter. Ja, als der König den ersten großen prunkvollen Jahwe-Tempel, 
den man tu Inda sah, neben seiner Burg ans dem Zion gebaut hatte, 
stellte er dort auch Altäre für die umwohnenden Götter auf, um seinen 
Frauen die Fortführung ihres vaterländischen Kultus zu erleichtern 
(1. Könige 12, 1—8). 
Es liegt auf der Hand, daß schon diese ausländischen Kulte in 
der Bevölkerung Erbitterung auslösen mußten. Die Priester, die sich 
zurückgesetzt sahen, und der gemeine Mann, der den altgewohnten Ge 
danken hegte, daß Kanaan Jahwes Land sei, in dem nur Jahwe ver 
ehrt werden dürfe, mutzten, empört sein über diese neumodische Art, 
mehreren Göttern geineinsam an derselben Stelle zu dienen. Aber über 
diese Stimmung zu Salomos Zeit haben wir noch kein gleichzeitiges 
Zeugnis. Sie hat sich noch nicht in geschichtlich faßbarer Weise ge 
äußert. Das ist erst dreiviertel Jahrhundert später unter dem israeli 
tischen König Ahab geschehen. 
Ahab — es ist derselbe, der das israelitische Kansmannsquartier 
in Damaskus durchgesetzt hatte - war mit einer phönizischen Königs 
tochter, namens Jsvbel, verheiratet. Für sie und offenbar auch für die 
phönizischen Kaufleute, die mit ihr kamen, hat er in seiner Hauptstadt 
Samaria einen Tempel des Baal von Tyrus errichten lassen. Die 
spätere jüdische Geschichtsschreibung hat daraus einen Abfall von Jahwe 
gemacht und hat erzählt, Ahab habe unter dem dämonischen Einfluß 
seiner Frau die Jahwe-Verehrer sogar verfolgt. Das- aber ist eine Ucber- 
treibung, die in der wirklich bezeugten Geschichte keinen Anhalt hat. 
Es sind genug gute und alte Erzählungen von Ahab überliefert, die er 
kennen lasse», daß er bis zu seinem Tode für seine Person ein Anhänger 
Jahwes blieb. (1. Könige 20 und 22.) Es hat sich bei dem Lyrischen 
Baal im Grunde also noch nicht um mehr als wie bei den auswärtigen 
-Göttern Salomos gehandelt. 
Nnd doch tritt ei» Unterschied deutlich hervor. Um den Tempel 
des Baal und seine Priester in der Hauptstadt Samaria hat sich schon 
eine ganze Gemeinde gesammelt. Mag sie auch zum Teil aus phöni 
zischen Kaufleuten bestanden haben, der Bericht über ihre Vernichtung 
durch Jehn, den wir noch kennen lernen werden, ist nur zu verstehen.
	        
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