Full text: Die Propheten (6)

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Revolution des Jehu mit sich gebracht hat, was aus solchen Gefühlen 
spricht. Aber der Verfasser hat keine andere Hilfe, als daß er die Ver 
heißung auf Jahwes baldige Hilfe nur noch eindringlicher ansspricht. 
Die Revolution des Jehn, ins Phantastische vergrößert, gibt ihm trotz 
allem die Farben auch für die eigene Hoffnung. 
Dabei klingt aber leise schon eine Wendung an, die iu der nächsten 
Periode zum alles beherrschenden Glaubenssatz werden sollte: Das ab- 
trünnige Volk mit dem König an der Spitze sollen vernichtet werden; 
aber 7001) sollen erhalten bleiben, nämlich alle die Kniee, die sich vor dem 
Baal nicht gebeugt haben, und jeglicher Mund, der ihn nicht geküßt hat. 
Eine Scheidung von Volk und Gemeinde bahnt sich hier an: Das Volk 
im ganzen wird vergehen; aber die echten, treuen Jahweverehrer, die 
„Stillen im Lande", werden erhalten bleiben. Es ist die Stinnnung, 
die schon früher zur Sektenbildung der Rekabiten geführt hat. sie be 
herrscht noch nicht das ganze Denken und Fühlen der Opposition; die 
Elia-Legenden rechnen im ganzen mit der Gewinnung, glicht mit der 
Vernichtung der Nation. Aber es kiindigt sich in solchen Sätzen immer 
hin an, wohin schließlich die Entwickelung der Gegensätze mit Not 
wendigkeit führen mußte. 
Von dieser Gewinnung hat, wie schon gesagt, die andere große Elia- 
Legende gedichtet. Elia ruft die Priester des Baal zum Gotteskamps 
ans: er, der Einzige, gegenüber 450! Mit überwältigender siegesgewiß- 
heit bietet er ihnen einen ungeheuren Vorsprung: sie sollen den ganzen 
Tag Zeit haben, ihren Baal zu rufen, daß er Feuer vom Himmel auf ihr 
Opfer herabfallen lasse. Gegen Mittag höhnt er sie noch und treibt sie 
zu immer rasenderem Schreien: „Ruft nur lauter! Er ist ja doch 
wohl ein Gott; er hat nur Wohl den Kopf voll anderer Dinge oder ist 
eben mal ansgetreten oder hat eine Reise vor. Vielleicht schläft er auch 
nur und wird bald erwachen!" Erst am Abend, als sie vom rasenden 
Schreien ermattet zusammenbrechen, legt er selbst sein Opfer zurecht; ja, 
er gießt noch unendliche Mengen von Wasser über Altar und Opfertier. 
Dann betet er einen einzigen Satz: „Zeige, daß du es allein bist, der 
in Israel Gott ist; laß dieses Volk erkennen, daß du allein Gott bist!" 
Und das Feuer vom Himinel gibt dem kurzen Gebete recht. 
So großartig hatte bisher noch kein Israelit über Jahwe gedichtet: 
Jahwe ist Gott, und Baal ist Schall und Ranch, ist ein Nichts, das man 
höhnen oder anrufen kann nach Belieben, ein leerer Begriff, eine 
Illusion. Jahwe allein ist lebendige, weltwaltende Macht! Das ist noch 
mehr, als der Joseph-Roman oder der Jahwist schon gesagt hatten; denn 
es stellt ausdrücklich den Einen, Jahwe, allen anderen Göttern ent 
gegen, die sonst in der Welt noch verehrt werden. Die Vorstellung vorn 
Gegensatz Gottes und der Götzen, dieser Kern- und Grundgedanke des 
späteren jüdischen Monotheismus, ist, wenn auch noch nicht den Worten, 
so doch dem Inhalte nach schon da. 
Das ist die größte Vertiefung, die der Gottesbegriff der Enterbten 
überhaupt finden konnte. Ter Kampf gegen die fremden Götter, die 
in Kanaan nicht verehrt werden dürfen, ist für sie zu einem Glauben an 
Jahwe als den einzigen Gott überhaupt geworden. Hier erst konnte 
die Konsequenz ihres Denkens den Rnhepnnkt finden. Tie Männer, 
die gegen Könige und Mächtige die Sache des sittlichen' Gewissens und 
des überlieferten Kultus führten, brauchten eine solche GottcS- 
idee, um selbstvergessenden Mut für ihr Auftreten und Glauben zu 
finden. Der Gott, der tief ihr Innerstes erregte, mußte auch nach außen 
alles bewegen können, mußte Königen und Herren, Priestern und Welk-
	        
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