Gl
phet ihnr zur Antwort gegeben: „So spricht Jahwe: (Liehe, ivas ich ge
baut habe, verheere ich; und was ich gepflanzt habe, reiße ich aus. —
Und du wolltest Großes für dich persönlich erwarten? Begehre es nicht!
Denn siehe, ich bringe Unheil über alles Fleisch, spricht Jahve. Doch
dir gebe ich dein Leben zur Beute, allerorten, wohin du gehn magst."
(Jeremia 45.) Es ist, als ob es der Lebensabschied des Propheten
selber sei. Jin allgemeinen Zusammenbruch, beim Versinken einer Na
tion, die immerhin ein Jahrtausend bestanden hatte, beim Auslöschen
eines Gottesglanbens, der für Jahrhunderte der Inbegriff ihres gei
stigen Lebens gewesen, bei einer Nacht, die kein Stern, keine Hoffnung
erhellt, wäre es Frevel, persönliches Glück und Wohlleben fordern zu,
wollen. Wenn Jahwe altsreißt, was er gepflanzt hat, wenn der Gott
eine Welt in Trümmer schlägt, die einst zur Lust ihn: gelacht hat —
dann kann der Mensch nur abseits gehn, das Haupt verhüllen lind
sterben. Es ziemt ihm nicht, glücklicher zu sein als fein Gott und sein
Volk.
In diesem Toit hat Jeremia geendet. Unerbittlich, wie Anros,
hat er nur Granen und Verderben gesehen. Er hat dem Gotte recht
gegeben, als er sein Volk zerschlug, und hat für das eigene Leben nichts
mehr erwartet. Das war das echte Ende eines echten und großeir Ge-
fiihls. Wie Amos hat auch er die unbezwingbare Wirklichkeit der Ge
schichte nicht durch eine Illusion lind eine phantastische Hoffnung be
täubt. Die holden Töne von Jahwes Erbarmen und von schließlichein
Segen, die auch er in seiner Jugend mit lyrischer Zartheit gesungen,
sind vor der grausigen Wirklichkeit verstummt. Die Ehrlichkeit war
größer als die Sehnsucht nach Glück.
Eine Fortsetzung der Entivickelung über Jeremia hinaus gibt es
nicht. Tie einfache Anerkennung des Endes kann keine Steigerung
mehr erfahren. Die Linie Elia, Joseph-Roman, Amos (Jesaja), Jeremia
ist dainit zu Ende. Aber die andere Linie die mit den lewitischen
Priestern beginnt und über Jahmist, Elohist, Hosea (Jesaja) zu den
siegreichen Priestern des Zion läuft, kann noch eine Fortsetzung haben.
Phantastisch und illusionär, wie sie von Anfang war, kann sie in immer
neuen Illusionen den furchtbaren Schlag überwinden, kann jede Ent
täuschung nur immer als neuen Stachel der Illusion und jede Illusion
als neuen Schemel zur Priesterherrschast gebrauchen. Das ist der Weg,
den die jüdische Gemeinde in Babylon ging.