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Frühstückstisch am Fenster, durch das man eine wunder- H
volle Aussicht über die den Abhang bedeckenden Gärten /
und die darin halbversteckt liegenden Villen hatte.
Der Freiherr v. Erxleben hatte diese Wohnung schon &
seit vielen Jahren inne. Es war ihm als General
stäbler das seltene Glück beschieden, zehn Jahre hinter
einander in Berlin zu bleiben. Das Haus lag auf
Wilhelmshöhe, einer Art Parkstraße zwischen dem
Kreuzberg und der Belle-Alliance-Straße. Der Ver
kehr mit dem neuen Berliner Westen war von hier
aus etwas umständlich, auch hatte man die Pferde
in einem Tattersall in Pension geben müssen, um in
den Tiergarten reiten zu können. Aber sonst war das
Wohnen hier ideal: im Hause nur noch zwei Parteien,
ein alter Garten direkt vor der Tür, und von zwei
Fronten des villenartigen Hauses der Blick ins
Grüne. Augenblicklich war das Laub freilich schon
von den Bäumen herunter. Nur an den Eichen
da drüben hing es noch.
Gwendoline ließ ihren Blick mit den zerrissenen,
vielzackigen, schwarzen Wolken wandern, die am grauen
Himmel über die scharfe Silhouette des Krcuzberg-
denkmals fortzogen. „Am Ende wird es noch Regen
geben, bevor wir zur Jagd fahren. Und Papa wird
wieder ganz sein Frühstück versäumen. Das tut er
jetzt so oft. Er hat einfach keine Zeit. Immer Dienst,
Dienst. Und dazwischen die vielen gräßlichen Ge
schäfte. Na, du weißt ja, Tante Eddy, Papa tut mir
so furchtbar leid. Deshalb sagt' ich das bloß vorhin,
Tante. Nicht wahr, du bist mir doch nicht böse?"
Das brachte sie so bekümmert vor, so herzlich da
bei, daß die Gräfin, die sonst nicht allzugern aus
Gemütstöne einging, sie jovial auf die Schulter klopfte.