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W. Glikin:
Raume über Schwefelsäure im Leuchtgasstrome, wobei das Gas zu-
erst mit Schwefelsäure gewaschen durch Kalilauge und Kalistücken
durchgeleitet wird. Voit (3) führt die Trocknung auf folgende
Weise aus: Die Substanz wird mit soviel Alkohol zusammen-
gerührt, bis die Masse krümelig wird, und bleibt auf dem Wasser-
bade stehen, bis aller Geruch nach Alkohol verschwunden ist und
die Masse pulverisirbar geworden ist, was ungefähr 15 Stunden
dauert. Voit meint, dass manche bei einer Temperatur von unter
80 ° getrocknete Substanzen während des Pulverisirens Wasser an-
ziehen und sich in Folge dessen schwer pulverisiren lassen. Die
Wirkung des Alkohols beruht, wie Voit vermuthet, darauf, dass er
osmotische Vorgänge einleitet, dadurch die in ihm löslichen Körper
der Substanz entzieht und für weitere Eingriffe zugänglich macht.
Die Substanz wird also dadurch entwässert, zugleich aber der Siede-
punkt der Flüssigkeit herabgesetzt und so eine raschere und voll-
ständigere Trocknung erzielt.
Wenn wir diese Trocknungsmethoden in Betracht ziehen, so
müssen wir uns die Frage stellen: Was geschieht mit der Substanz
bei hoher Temperatur? Verliert sie nur ihr Wasser oder noch
andere in ihr enthaltene flüchtige Verbindungen, oder wird sie
dabei auch zersetzt? Dass die Substanz bei einer Temperatur bis
100° einen Theil ihrer flüchtigen Verbindungen verliert, unterliegt
keinem Zweifel. Unter diesen flüchtigen Verbindungen sind auch
Aüchtige Säuren anzunehmen, also schleicht sich bei der Feuchtigkeits-
bestimmung ein bedeutender Fehler ein. Man findet auf solche
Weise einen höheren Wassergehalt, als er in der That ist, und einen
geringeren Fettgehalt, was für die Genauigkeit der Analyse nicht
von besonderem Vortheil ist. Ob die Substanz eine Zersetzung er-
leidet, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber die Möglichkeit ist
nicht ausgeschlossen, dass die in der Substanz vorhandenen Fette
bei 100° in der Gegenwart von Wasser oder, wie Voit verfährt,
von Alkohol eine Spaltung erleiden. Es ist auch durchaus nicht
unmöglich, dass sich unbekannte Spaltungsproducte bilden, die vom
Aether mit extrahirt und als Fett bestimmt werden. Demnach ist
ein mehr oder weniger hoher Wärmegrad nicht als indifferent zu
betrachten und es ist, meiner Meinung nach, das Trocknen der
Substanz in Vacuo bei gewöhnlicher Temperatur vorzuziehen.
Wenden wir uns nun zur Extraction der Fette. Wie bekannt,
wurde von verschiedenen Autoren eine ganze Reihe von Methoden