Full text: Geheimnisse des christlichen Altertums

Es gibt erstlich ein den Kindern gefährliches Gespenst, mit Namen Jubel, das 
man sehr versucht sein kann, hierher zu ziehend Das Volk mag die Juden 
larve nicht immer für einen wirklichen Juden genommen, sondern auch zuzeiten, 
indem ihm das Anechte daran nicht entging, als ein Gespenst aufgefaßt haben. 
Die Art, wie sich die Juden des seligen „Andreas von Ninn" bemächtigt, 
wird so erzählt. Die Mutter befand sich in dem beinahe zwei Stunden weit 
entfernten Ambras als Schnitterin: der Knabe war seinem Paten, Johann 
Meyer, anvertraut: der aber stand in Verbindung und Einverständnis mit 
einigen Juden, übergab denselben bei dieser Gelegenheit den kleinen Andreas 
und empfing eine Summe Geldes dafür: zwei Jahre daraus ging er, nachdem 
ihn die fürchterlichsten Gewissensbisse bis zum Wahnsinn getrieben, elend zu- 
grund. Hätte er aber wirklichen und nicht nur scheinbaren Juden ein Christen 
kind in die Hände geliefert, man hätte ihn schwerlich ungestraft gelassen und 
erst nach Jahren an Gewissensbissen zugrunde gehen lassen. And so kann man 
sich nicht enthalten, zu glauben, daß die Käufer und Entführer des Knaben 
maskierte Christen gewesen. 
Altchristliche Menschenopfer-Medizin. 
er von dem Blute eines geopferten Bockes, der offenbar die Stelle eines 
in gleicher Art zu behandelnden Menschen vertrat, noch im letzten Viertel 
des vorigen Jahrhunderts gemachte medizinische Gebrauch ist schon zur 
Sprache gekommen: hier seien folgende Tatsachen und Aeberlieferungen in 
Anregung gebracht. 
Bekannt ist erstlich die altertümliche Heilung des Aussatzes durch das Blut 
unschuldiger Kinder und reiner Jungfrauen, so wie sie in der Sage vom Armen 
Heinrich entgegentritt'. Bon Ludwig dem Elften von Frankreich weiß man. 
daß er Kinderblut trank. „Man machte," sagen die Chronikenschreiber, „fürchter 
liche und wunderbare Arzeneien für ihi?." Fürchterliche und wunderbare 
Arzeneien wurden im Christentum für das Heil des Leibes wie der Seele 
bereitet; denn alles ruhte in ihm auf einer Basis, auf Mord und Tod. Auch 
davon, daß Aerzte, um glücklich heilen zu können, ihre eigenen Kinder zum 
Opfer gebracht, sind Spuren vorhanden, wie nachstehende Erzählung beweist. 
Ein Mann, dem sein Ende bevorsteht, verspricht seinem Arzt sein halbes Ver 
mögen, wenn er ihn rettet. Der Tod aber, des Arztes Gevatter, will den 
Kranken nur unter der Bedingung losgeben, wenn ihm der Arzt eines seiner 
Kinder überläßt: dieser tut es. und sein Erstgeborener stirbt. Der Fall wieder 
holt sich öfters, und der Arzt gibt so nach und nach alle seine Kinder, bei einer 
Krankheit des Kaisers sogar das letzte, das dreizehnte, hin^. Auch eine be 
kannte Erzählung von E. T. A. Hoffmann, der, soviel ich weiß, ein durch Akten 
beglaubigter Kriminalfall zugrunde liegt und welche Züge enthält, die schon 
an und für sich den Charakter der Echtheit tragen, ist hierher zu ziehen. In 
Neapel wohnt ein alter Doktor, der erzeugt mit mehreren Frauen Kinder, die 
er unter besonderen Zurüstungen und Feierlichkeiten unmenschlich schlachtet, 
1 Grimm, Mythologie, Änhang, S. I-XX, LXXXII, LXXXV. 2 Vgl. Grimm, Mythologie, S. 1125, 
Märchen II, S. I-XvII. 3 Äfcibiage II, S. 191. * Lyser XII, 2. Abteilung» S. 150st.» 163.
	        
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