Vorwort.
der dunklen Zeit des Vormärz, in einer Atmosphäre der schwülsten
s | Hochspannung, entstand einst dieses Buch, das bald nach seinem Erscheinen
verboten wurde und nur unter fingiertem Titel vertrieben werden konnte.
Damals herrschte der mittelalterlicheAbsolutismus noch und verteidigte seinen
wankendenLhronmitKlauen und Zähnen gegen den Ansturm derVertreter einer
neuen Zeit. Ohm zur Seite standen die Diener der Kirchen, die, mit Skapulier
und Bann, mit Kreuz und Geißel ausgerüstet, stets bestrebt waren, die gläubigen
Schäflein bei der Herde zu halten und im Verein mit den „Gesalbten" zu scheren.
Zwei Menschenalter muhten vergehen, um den Kampf zu Ende zu führen, doch
schon wieder hebt die Reaktion das Haupt, diesmal in neuen der wirtschaft
lichen Entwicklung angepaßten Formen, denen des Omperialismus und Faszis-
mus, und auch sie unterstützen die schwarzen Gendarmen an allen Orten, und
finden Hilfe bei Sektierern und neuen Religionsstiftern. So ist denn das alte
Buch in neuer Auflage ganz amPlatze, um Arsprung und Tendenz der kirchlichen
Lehren zu entschleiern, die im Grunde ihren lebensfeindlichen Charakter über die
Jahrtausende hinweg behalten haben. Aus dem Molochdienst der alten Hebräer
wurde der blutige Opferdienst der frühen Christen, und die Vertreter des neuen
Christentums predigen ebenfalls die Opferbereitschaft der großen Mafse, da
mit sie und ihre weltlichen Freunde um so besser leben und herrschen können.
Friedrich Engels forderte einst die Aebersetzung und Massenverbreitung der
französischen Aufklärungs- und atheistischen Literatur des achtzehnten Jahr
hunderts, er verfolgte eifrig den Stand der deutschen Religionsforschung und
Bibelkritik seiner Zeit; Karl Marx ging in bezug auf unser Spezialthema noch
weiter, wie seine Aeußerungen über die „Geheimnisse", die nachstehend mit
geteilt werden, beweisen, nachdem er schon früher vereint mit Bruno Bauer
das Wort genommen hatte. So können wir uns dem: mit Recht auf beide
Väter des Sozialismus berufen, wenn wir einen Reudruck von Daumers
„Geheimnissen" für notwendig und nützlich halten. Diese Reuausgabe ist dem
Inhalte nach gegenüber dem Erstdruck unverändert, nur wurden eine Reihe
von Rachträgen an die gehörigen Orte gestellt, die überreiche Kapiteleinteilung
vereinfacht, einige meist fremdsprachliche Parallelstellen in den Roten ge
strichen, da sie nur in losem Zusammenhang zum Thema standen,, und wenige
neuere Literatur hinzugefügt. Am die Lesbarkeit des Buches zu ^ Ähen, war
es weiterhin notwendig, die, älterem Geschmack gemäß, stark vorherrschende
Sperrung von Stellen in glatten Satz umzuwandeln.
Am dem heutigen Leser noch weiter den Zusammenhang mit dem Autor
zu vermitteln, seien einige Angaben über sein Leben und Wirken hinzugefügt.
Georg Friedrich Daumer wurde am 5. März 1800 zu Nürnberg geboren.
Er empfing seine erste Bildung im Gymnasium seiner Vaterstadt, studierte in
Erlangen Theologie als eifriger Hörer Schellings, wandte sich aber bald der
Philosophie zu und beendete sein Studium in Leipzig. 1822 kam er als Lehrer
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