Die Kommunistische Partei Deutschlands forderte in dem
zuständigen Reichstagsausschuß die sofortige Einberufung des
Reichstags zwecks Aufhebung der Notverordnung, die Sozial
demokratische Partei stimmte gegen, diesen Antrag. Diese un
verschämte und unverhüllte Politik der Sozialdemokratie
beunruhigt sogar die Bourgeoisie: die „Deutsche Allgemeine
Zeitung“ in ihrer Nummer vom 17. Juni 1931 erteilt der Sozial
demokratie den Rat, der Regierung gegenüber eine oppositio
nellere Haltung zu beziehen, um nicht unter die Räder zu
geraten und vernichtet zu werden, während gleichzeitig eine
Verstärkung der kommunistischen Kader auf Kosten der Sozial
demokratie eintritt, da das nicht nur für die Sozialdemokratie,
sondern auch für die gesamte Bourgeoisie verhängnisvoll sein
würde.
Die Sozialdemokratische Partei ließ sich nicht erst lange
Zureden. In ihrem Aufruf aus Anlaß der Brüningschen Not
verordnung leistete sie sich einen unverschämten Betrug und
erklärte, daß „die Sozialdemokratische Partei und die freien
Gewerkschaften den Kampf gegen die Notverordnung organi
sieren“, daß „auf sie (die Sozialdemokratie) die Blicke der Ar
beiter, Angestellten und Staatsbeamten gerichtet sind . . ., die
aufs schwerste von der unheilvollen Notverordnung bedroht
werden. Im Kampf gegen diese Notverordnung steht die Sozial
demokratie wiederum allein.“
Die Lage der Werktätigen Deutschlands hat sich stark ver
schlechtert. Das konstatieren sogar rein bürgerliche Organi
sationen und Kreise.
Am 20. Juni 1931 erschien in den Berliner Zeitungen die
Resolution des Kölner deutschen Aerztetages, in der fest
gestellt wird, daß:
„Millionen der werktätigen Bevölkerung. Frauen und ihre
Kinder, durch die Unmöglictikeit. Arbeit zu finden, auf ein
Mindestmaß von Lebensmöglichkeit herabgedrückt, sind, durch
das die Ernährung, Kleidung und Hygiene leiden müssen.
Der seelische Notzustand der arbeitslosen Massen und
das fortschreitende Sinken der allgemeinen Lebenshaltung muß
zu schweren Erschütterungen der Lebenskraft des deutschen
Volkes führen“
Um ihre energische und tatkräftige Mitwirkung an der
Verschlechterung der Lage der Arbeiterklasse sowie an deren
Aushungerung zu verschleiern, bringt die Sozialdemokratische
Partei Deutschlands nicht selten Artikel in ihrer Presse über die
furchtbare Not der Werktätigen oder spricht darüber in Ge
werkschaftsversammlungen und sogar in ihren Parteiversamm
lungen. um den Zorn der Massen von sich, von den wahren
Schuldigen an dieser Elendslage abzulenken. Wir bringen nach
stehend ein Musterbeispiel dieser Gaunereien der deutschen
Reformisten.
In Nr. 253 des „Vorwärts“, des Zentralorgans der Sozial
demokratischen Partei Deutschlands, vom 3. luni 1931, ist eine
Notiz unter der Ueberschrift: „Elendsbild aus Thüringen“ (Auf-
32 ruf zur öffentlichen Sammlung) folgenden Inhalts erschienen: