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Die griechische Tragödie 1 ).
Meine Übersetzungen sind durch die Einleitungen
zu den einzelnen Dramen schon stark mit Gelehr
samkeit belastet, was mancher tadelt. Mir genügt
es nicht, so daß ich dieses Nachwort zufüge. Einmal
hoffe ich, daß mancher Leser über die Dichter mehr
erfahren möchte, als gelegentlich gegeben ist. Denn
wenn auch ein Kunstwerk losgelöst von seinem
Schöpfer ein eigenes Leben führt, kann es doch
ganz richtig nur aus der Seele dessen verstanden
werden, der es schuf. Was wir von den drei Dichtern
wissen, ist bitter wenig; immer wird unser Verständ
nis sehr unvollkommen bleiben; dennoch habe ich
in dem zweiten Teile dieses Nachwortes den Versuch
gemacht, die drei Tragiker als Personen zu erfassen.
Noch notwendiger erschien mir der erste Abschnitt.
Die Zeit ist zwar vorbei, in der die antike Tragödie
für absolut vollkommen und vorbildlich galt. Aber
man hat sich oft (übrigens zunächst auf Grund der
griechischen Poetik) einen Begriff des Tragischen
und der Tragödie a priori konstruiert und an diesem
Maßstabe die einzelnen Werke gemessen. Das ist
*) Die Kapitel meiner Ausgabe des Herakles, die
als Einleitung in die attische Tragödie selbständig ge
druckt sind, behandeln dieselben Dinge, aber natürlich
in anderem Stile, und sie sind über 30 Jahre alt.