Full text: Physikalisch-chemische Abhandlungen M. W. Lomonossows

I WIE WEITET WEITET ET 
u 4126 
Festrede über den Nutzen der Chemie”). 
(1751.) 
... Der Erforscher der herrlichen Natur, wenn er das 
geheimnisvolle Wesen der ursprünglichen Partikeln der Körper 
erkennen will, muß zuerst alle ihre Eigenschaften und Ver- 
änderungen beobachten, besonders aber diejenigen, welche ihm 
die Chemie, im Dienste der Natur und bis in das Innerste der 
Körper eindringend, zeigt. Wenn die Chemie die zerteilten 
und zerstreuten Partikeln aus den Lösungen zu festen Teilen 
verbindet und in diesen verschiedene Figuren erkennen läßt, 
so muß sie sich an die strenge und hochentwickelte Geometrie 
wenden. Verwandelt sie feste Körper in flüssige, flüssige in 
feste, zerteilt und verbindet sie auf verschiedene Art Stoffe, 
so muß sie bei der genauen und geistreichen Mechanik sich 
Rat suchen. Wenn die Chemie durch Zusammenbringen ver- 
schiedener Stoffe verschiedene Farben hervorbringt, hat sie die 
einsichtsvolle Optik zu Hilfe zu nehmen. Die Chemie ordnet 
also die verborgenen Schätze ihrer Herrin; wird der wiß- 
begierige unermüdliche Naturforscher sie durch Geometrie 
ausmessen, durch Mechanik erwägen, durch Optik betrachten, 
so wird er wahrscheinlich das gewünschte Ziel erreichen. 
Ich glaube, hier möchten Sie die Frage stellen: Warum haben 
denn bis jetzt die Naturforscher keinen Erfolg gehabt? Darauf 
gebe ich die Antwort, daß dazu ein sehr geübter Chemiker 
erforderlich ist, der zugleich auch ein sehr gründlicher Ma- 
fhematiker wäre. Ein Chemiker ferner, der nur aus Büchern 
eine Vorstellung von der Chemie bekommen hat, wird nicht zum 
Ziel gelangen; er muß vielmehr fleißig selbst geforscht haben. 
Unbedingt ungeeignet ist, wer eine Fülle von Versuchen gemacht 
hat, aber durch Streben nach schnell zu erwerbendem Reich- 
tum sich nur zur Erfüllung dieses Wunsches. zu gelangen be- 
eilt; er übersieht die in seinen Operationen stattfindenden
	        
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