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Festrede über den Nutzen der Chemie”).
(1751.)
... Der Erforscher der herrlichen Natur, wenn er das
geheimnisvolle Wesen der ursprünglichen Partikeln der Körper
erkennen will, muß zuerst alle ihre Eigenschaften und Ver-
änderungen beobachten, besonders aber diejenigen, welche ihm
die Chemie, im Dienste der Natur und bis in das Innerste der
Körper eindringend, zeigt. Wenn die Chemie die zerteilten
und zerstreuten Partikeln aus den Lösungen zu festen Teilen
verbindet und in diesen verschiedene Figuren erkennen läßt,
so muß sie sich an die strenge und hochentwickelte Geometrie
wenden. Verwandelt sie feste Körper in flüssige, flüssige in
feste, zerteilt und verbindet sie auf verschiedene Art Stoffe,
so muß sie bei der genauen und geistreichen Mechanik sich
Rat suchen. Wenn die Chemie durch Zusammenbringen ver-
schiedener Stoffe verschiedene Farben hervorbringt, hat sie die
einsichtsvolle Optik zu Hilfe zu nehmen. Die Chemie ordnet
also die verborgenen Schätze ihrer Herrin; wird der wiß-
begierige unermüdliche Naturforscher sie durch Geometrie
ausmessen, durch Mechanik erwägen, durch Optik betrachten,
so wird er wahrscheinlich das gewünschte Ziel erreichen.
Ich glaube, hier möchten Sie die Frage stellen: Warum haben
denn bis jetzt die Naturforscher keinen Erfolg gehabt? Darauf
gebe ich die Antwort, daß dazu ein sehr geübter Chemiker
erforderlich ist, der zugleich auch ein sehr gründlicher Ma-
fhematiker wäre. Ein Chemiker ferner, der nur aus Büchern
eine Vorstellung von der Chemie bekommen hat, wird nicht zum
Ziel gelangen; er muß vielmehr fleißig selbst geforscht haben.
Unbedingt ungeeignet ist, wer eine Fülle von Versuchen gemacht
hat, aber durch Streben nach schnell zu erwerbendem Reich-
tum sich nur zur Erfüllung dieses Wunsches. zu gelangen be-
eilt; er übersieht die in seinen Operationen stattfindenden