Full text: Armer Henner .. (1/2)

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Schon bei diesem ersten Besuche war so vieles, was 
einen geradezu froissierte, so viel Enges, Hausbackenes 
und, fast hätte ich gesagt, Muffiges. Erst mußte ich 
mehr als eine Viertelstunde warten, bis sie sich in 
Empfangstoilette geworfen hatte — ihr gewöhnliches 
Habit scheint so eine graue Barchentangelegenheit zu 
sein, wenigstens sah ich so etwas beim Aufgehen der 
Tür über den Hintergrund des Korridors huschen . . ." 
„Frau Hartung wird ihren Kleinsten gebadet haben, 
und da ist es wohl begreiflich . . ." 
„Merkwürdig, wie gut Sie Bescheid wissen, Herr 
von Sacrow," unterbrach sie ihn mit einem bösen 
Lächeln, das sie in dem Augenblick geradezu häßlich 
machte, „genall damit entschuldigte sich nämlich Frau 
Hartung, als sie endlich erschien, und ich muß Ihnen 
mein Kompliment machen, sie sah recht niedlich aus, 
genau so, wie die fleißigen Hausfrauchen in den 
Märchenbüchern abgemalt werden, sauber und mit 
roten, vor Arbeitseifer strahlenden Bäckchen. Und wir 
unterhielten uns auch ganz famos, wenigstens ich für 
meinen Teil, beim Frau Hartung erzählte mir ein 
langes und breites von den vielfältigen Pflichten einer 
Leutnantsgattin, die sich mit beschränkten Mitteln ein 
richten müßte — sie war einmal früher recht wohl 
habend, sagte sie — daß man aber bei dem rechten 
Willen zum Glück auch dabei sehr glücklich sein könnte. 
Und das alles in einem merkwürdig dozierenden Tone, 
der mich zuerst befremdete, dann aber meine stille 
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