Object: Die Praxis des gleitenden Übergangs in den Ruhestand

einer Bestätigung und Festigung des bestehenden Fremdbildes. Auf diese 
Weise bestätigen sich negative Zuschreibungen gleichsam von selbst"*?, 
Damit soll nicht gesagt werden, daß die Problemlage "Leistungsabbau 
im Alter" alleinige Folge eines vorurteilsbehafteten negativen Alternsbildes 
ist, es gibt auch — bezogen auf bestimmte Tätigkeiten und Leistungs — 
merkmale — "objektiv" feststellbare Leistungsdefizite, die vor allem Folge 
lebenslang wirkender Einflüsse in der Arbeitswelt,- in der Umwelt und in 
den Lebensverhältnissen sind®° 
Ob nun durch internalisierte Stereotypen oder durch die Arbeits - und 
Lebensbedingungen bedingt — wobei eine genaue Attribution der Ursa- 
chen für Lern- und Leistungsdefizite nur sehr schwer möglich erscheint 
—, Tatsache ist, daß ein großer Teil der älteren Arbeitnehmer subjektiv 
ein Nachlassen ihrer Leistungsfähigkeiten wahrnehmen und sich den 
Anforderungen und dem Druck der Arbeitswelt leistungsmäßig nicht mehr 
voll gewachsen fühlen>*, Bäcker meint u.a. deshalb°?, daß es sich — 
trotz der Individualität von Alternsprozessen — um eine verallgemei — 
nernde, kollektive Problemlage älterer ‚Arbeitnehmer handelt, auf die nicht 
nur individualisierte Problemlösungsstrategien, sondern sozialstrukturell 
angelegte, kollektiv wirkende sozial—- und arbeitsmarktpolitische Antworten 
gegeben werden müssen, die mit einer betrieblichen Personal- und So- 
zialpolitik, Politik der Gesundheits-, Leistungs- und Qualifikations — 
erhaltung zu koppeln sind®? 
5.1.3 Problemfeld: Individuell - biographische Zeitperspektiven 
Wenn im Folgenden die individuellen Zeitperspektiven als Problemfeld 
älterer Arbeitnehmer thematisiert werden, so wollen wir uns weitgehend 
auf deren Zukunfts — Variante, die "Zukunfts — Zeit", beschränken®*. 
Erscheint die "Zukunfts - Zeit" in der Jugend noch als unerschöpfliche 
Ressource, so wird Zeit "um so wertvoller, je mehr wir uns dem Abschluß 
unseres irdischen Daseins nähern"®> 
49 Pohl, H.-J. (1976), S.124 - 125. 
50 Vgl. z.B. Bäcker, G. (1981) S.49 
51 Vgl. z.B. Schmachtenberg, W./ Ruthenberg, H.-J. (1983), S.16; Naegele, G. (1983). 
S.134ff. 
Vgl. Bäcker, G. (1981), S.38, wobei Bäcker als weitere Indikatoren für die nachlas — 
sende Leistungsfähigkeit die lange Krankheitsdauer, die Arbeitslosigkeit, Invalidität 
und Frühverrentung älterer Arbeitnehmer anführt. Vgl. auch Ockenga, E. (1986). 
Vgl. auch Ockenga, E. (1986); Staudacher, E. u.a. (1986); Mathey, F.J. (1987), S.79. 
Vgl. zum Problem "Zeitperspektive" auch Tismer, K.- G.(1985). 
Borschberg, E. (1983), S.292; Stück (1986, S.69ff) spricht bzgl. der Jüngeren (hier 
bis 45 Jahre) von einer "offenen Zeitperspektive” und von einer "geschlossenen 
Zeitperspektive" für über 50-jährige. Vgl. auch Niederfranke (1987). 
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