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„Geräteturnen, Instruktion, Einzelexerzieren und
zum Schluß Appell mit der Besichtigungsgarnitur.
Es müssen noch etliche Kragen verpaßt werden, die
Kerls sind seit dem Frühjahr zu mager geworden!"
„Na, dann ist ja auch für deine Zerstreuung
reichlich gesorgt. Und adieu, Kinder, meine Meinung
kennt ihr ja jetzt. Die Medizinen haben das so an
sich, daß sie meistens bitter schmecken, wenn sie danach
auch nur wenigstens helfen wollten!"
* -r-
*
Frau Annemarie, die ihrem Gatten auf den Flur
hinaus das Geleit gegeben hatte, trat wieder ins
Zimmer zurück, in dem beweglichen Gesichtchen einen
Zug ernsthafter Sorge. „Nun, und?" fragte sie leise.
Henner war aufgestanden, seine Stimme klang
heiser: „,Unb‘, Frau Annemarie? Ja, was soll darauf
noch kommen! Er hat ja ganz recht, also Schluß
jetzt auch und aus! Aus!"
Da schrie sie laut auf, denn in seineil Worten
glaubte sie die Bestätigung dessen zu hören, was der
abschiednehmende Gatte vor wenigen Augenblicken als
schwere Befürchtung ausgesprochen hatte: „Um Gottes
willen, Henner! Und schämen sollten Sie sich, an
eine solche Feigheit überhaupt nur zu denken!"
„Feigheit, Frau Annemarie? Na, wie man's nehmen
will! Aber das ist, mit Ihrer gütigen Erlaubnis,
vorläufig noch mal Unsinn, ich denke nicht daran.