Full text: Armer Henner .. (1/2)

Der andre wurde ordentlich ärgerlich: „Wenn du 
mir so etwas zutraust, dann lassen wir's doch lieber!" 
„Na, denn also!" Henneratmete tief auf und in 
seine erloschenen Augen trat ein Schimmer neu er 
wachender Hoffnung. Vielleicht hatte der liebe Kerl 
da drüben recht, vielleicht war es gar nicht so 
schlimm? . . . Und er begann zu erzählen, erst ein 
wenig stockend, dann aber geläufiger, wie es plötzlich 
über ihn gekommen wäre, sich um jeden Preis Ge 
wißheit zu verschaffen, selbst auf die Gefahr hin, auf 
seinem heimlichen.Lauscherposten ertappt zu werden. 
Schilderte, was er gesehen und gehört hatte, beim 
Erzählen aber schon glaubte er zu fühlen, auf wie 
schwachen Füßen seine eigene Beweisführung stand. 
Als er endlich fertig war, stellte sich Franz Hartung 
breitbeinig vor ihn hin und lachte herzhaft: „Das ist 
alles? Weil sie endlich heruntergekommen war und 
ein paar ihrer Liederchen gesungen hat, wirfst du ihr 
gleich schnöde Untreue vor? Ja, weißt du denn, wie 
sehr ihre wohllöbliche Verwandtschaft, diese Bande, 
sie vorher gequält haben mag? Nein, mein Jungchen, 
das sind keine Beweise! Und, wenn ich dir jetzt 
einen guten Nat geben darf: Wart ein paar Tage 
ab! . . ." 
„Soll ich sie denn in dem Kampf so ganz ohne 
Unterstützung lassen, Franz?" warf Henner ein. 
„Nein, natürlich nicht, selbstverständlich nicht, hättest 
mich nur ruhig ausreden lassen sollen. Also morgen
	        
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