Zweites Kapitel.
„Boze kochani! Um Gottes willen, Kindchen liebes,
einzigstes, goldenes, wie siehst du aus?" Die alte
Frau in polnischer Bänerinncntracht hatte mit einem
lauten Aufschrei die runzligen Hände zusammenge
schlagen und starrte aus erschreckten Augen ihrer
jungen Herrin in das totenblasse Gesicht. „Die Haare
offen und ganz zerzaust, das Reitkleid schief zugehakt
und ..."
Die Komteß Prahlstorff hob die Hand und ließ
sich erschöpft in den nächsten Stuhl fallen. „Still
jetzt, Wawerka! Ich dank' dem Himmel, daß ich un
bemerkt über die Turmtreppe hereingeschlüpft bin, und
du schreist mir das ganze Haus zusammen!"
Die Alte lief geschäftig hin und her, trug Riech-
salz herbei und Kölnisches Wasser. . . . „Da, mein
Kindchen, mein goldenes, erquick dich erst ein bißchen!
Und sei nicht bös, aber der Schreck war mir wie
ein spitzes Messer ins Herz gefahren! Als wenn du
dem leibhaftigen Tod begegnet wärst, und er hätt' schon
seine Hand nach dir ausgestreckt, so siehst du aus!"
„Der Tod? So etwas- Ähnliches war es viel
leicht!" Alix Prahlstorff versuchte zu lächeln, aber es