Full text: Armer Henner .. (1/2)

Viertes Kapitel. 
Die schrille Glocke am Dachfirst der langen Ge 
treidescheune sang mit eintönigem Geläute den Feier 
abend ein, auf den: weitläufigen Viereck des Qnessen- 
dorfer Gutshofes fing's nach heißem Tagwerk all 
mählich an, still zu werden. Arbeitsmüde Menschen 
streckten auf harter Bettstatt die Glieder, in den 
schmalen Fenstern der Jnsthäuser verglomm der Schein 
der Herdfeuer, und über die sonnendurchglühte Erde 
senkten sich die dämmernden Schatten der kurzen 
Sommernacht. Nur das Jungvolk noch trieb auf der 
dunkeln Dorfgasse seine uralten, ewigen Possen. 
Irgendwo vor einem niedrigen Fenster sangen ein 
paar Burschen zu den Klängen einer Ziehharmonika 
ein keckes Liebeslied, Helle Mädchenstimmen antworteten, 
Lachen und Kreischen danach, bis die im Schlafe ge 
störte Nachbarschaft mit Keifen und Schelten Ruhe 
gebot. . . . 
Der Baron von Quessendorpf, ein rotbärtiger Herr 
von gewaltigem Wüchse und mächtigen Gliedern, ver 
abschiedete auf der Freitreppe seinen Inspektor, mit 
dem er nach einem letzten Nundgange durch Hof und 
Ställe die Arbeiten des kommenden Tages besprochen
	        
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