Viertes Kapitel.
Die schrille Glocke am Dachfirst der langen Ge
treidescheune sang mit eintönigem Geläute den Feier
abend ein, auf den: weitläufigen Viereck des Qnessen-
dorfer Gutshofes fing's nach heißem Tagwerk all
mählich an, still zu werden. Arbeitsmüde Menschen
streckten auf harter Bettstatt die Glieder, in den
schmalen Fenstern der Jnsthäuser verglomm der Schein
der Herdfeuer, und über die sonnendurchglühte Erde
senkten sich die dämmernden Schatten der kurzen
Sommernacht. Nur das Jungvolk noch trieb auf der
dunkeln Dorfgasse seine uralten, ewigen Possen.
Irgendwo vor einem niedrigen Fenster sangen ein
paar Burschen zu den Klängen einer Ziehharmonika
ein keckes Liebeslied, Helle Mädchenstimmen antworteten,
Lachen und Kreischen danach, bis die im Schlafe ge
störte Nachbarschaft mit Keifen und Schelten Ruhe
gebot. . . .
Der Baron von Quessendorpf, ein rotbärtiger Herr
von gewaltigem Wüchse und mächtigen Gliedern, ver
abschiedete auf der Freitreppe seinen Inspektor, mit
dem er nach einem letzten Nundgange durch Hof und
Ställe die Arbeiten des kommenden Tages besprochen