Full text: Zur Frage des Mutter- und Säuglingsschutzes

Die frauenenuerbsarbeit. 
Die kapitalistische Produktionsweise brachte uns die Franenerwerbs- 
arbeit als Massenerscheinung. Sie schuf neben der technischen Möglich 
keit für die weitgehendste Verwendung der weiblichen Arbeitskraft auch 
sofort die Notwendigkeit ihrer Ausnutzung. Die mannigfaltige Not des 
Lebens, niederes Einkommen des Mannes oder des Vaters, Zeiten der Arbeits 
und Verdienstlosigkeit, Krankheit oder Invalidität des Familienoberhauptes, 
hohe Wohnungsnneten, gesteigerte Lebensmittelpreise, reicher „Kindersegen", 
die Sehnsucht nach Bildung, nach einem reicheren geistigen Besitz, nach Lebens 
freude, Lebensgenuß und Lebensinhalt, trieb die Frauen und Mädchen der 
Arbeiterschaft und des Kleinbürgertums in die Enverbsarbeit und hält sie 
darin fest. 
Der unersättliche Profithunger des Kapitals, immer aufs neue gestachelt 
durch die Zwangsgebote der Konkurrenz, ließ die Nachfrage nach weiblichen 
Arbeitskräften entstehen und bedingt ihr fortgesetztes Wachsen. So ist denn 
die Zahl der weiblichen Arbeiter von Jahr zu Jahr gestiegen, und weitere 
Zunahmen stehen in sicherer Aussicht. 
In allen Ländern, in denen die kapitalistisch angewendete Maschine 
ihren Einzug hielt, folgten ihr Scharen erwerbstätiger Frauen ans dem Fuße. 
Die Ergebnisse der Volks-, der Berufs- und Gewerbezählnng aller 
Knltnrstaaten zeigen, daß die Frauenarbeit schneller zunimmt als die Männer 
arbeit, schneller sogar als die weibliche Bevölkerung. 
Deutschland zählte im Jahre 1882 5541517 weibliche Erwerbs 
tätige. Deren Zahl stieg bis zum Jahre 1895 auf 6578550, eine Zunahme 
von 18,7 Proz. Das Jahr 1907 musterte 9492881, eine Zunahme von 
44,44 Proz., seit 1882 fast eine Verdoppelung. 
Die Zahl der im Hauptberuf tätigen Frauen betrug: 
1882 1895 1907 
4259103 5264393 8243498 
Damit hat die Zahl der weiblichen Erwerbstätigen im Hauptberuf 
folgenden Prozentsatz aller iveiblichen Personen erreicht: 
1882 1895 1907 
18,5 Proz. 19,3 Proz. 26,4 Proz. 
Das ist also eine Zunahme um fast 8 Proz. Berufstätiger weiblichen 
Geschlechts seit 1882, gegenüber einer Zunahme männlicher Erwerbstätiger
	        
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