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Wev aber versucht, auf diesem Wege unserem Volke zu ge
sunden und billigen Heimstätten zu helfen, hört bald den
Einwand, daß sein Vorgehen „sozialistisch" sei und deshalb
gegen die heutige Gesellschaftsordnung verstoße. In dieser
sei die Spekulation nicht zu entbehren. — wie steht es
damit?
Eine Spekulation in allen Produkten menschlicher Tätig
keit, die beliebig vermehrbar und bewegbar sind, kann
wirtschaftlich wertvoll sein. Sie ist es, die Bedürfnisse
weckt und dafür sorgt, daß sie befriedigt werden können.
In diesem Sinne „spekuliert" der Arämer im letzten Dorfe,
wenn er z. B. Apfelsinen und Tee zur Auslage bringt.
Er weckt die Bedürfnisse nach diesen Genußmitteln, erschließt
die Möglichkeit ihrer Befriedigung und trägt dadurch zur
Hebung der Lebenshaltung des Volkes bei.
Mißstände in Warenspekulationen können in einer wirk
lich freien wirtschaft nur vorübergehend sein. Denn wenn
irgendwo durch irgendwelche Maßnahmen der Preis einer
Ware über den natürlichen wert, der durch Produktions
kosten und Durchschnittsgewinn gegeben wird, gestiegen ist,
so werden so viele Menschen sich auf die Herstellung der be
sonderen Gewinn verheißenden Ware werfen und bald so
viel Vorräte nach dem Orte des hohen Preisstandes bringen,
daß in verhältnismäßig kurzer Zeit die künstliche Preissteige
rung durch das erhöhte Angebot beseitigt ist.
Steigt die Nachfrage nach einem Produkt menschlicher
Arbeit dauernd und allgemein, so tritt nach kurzem Schwanken
bald eine Erniedrigung des Preises ein. Erhöhte Nachfrage
führt zur Vervollkommnung der Technik, zur (Organisation
von Massenproduktion, die die einzelne Ware erheblich