ihr geistiges und moralisches Übergewicht dazu benutzen
konnten, Grundeigentum an sich zu ziehen. Keine mensch
liche Willkür aber sollte an der Landeinteilung Israels etwas
ändern.
In: letzten Kapitel des q. Buches Moses wird eine kurze
Liebestragödie erzählt, wohl die erste Bodenreformnovelle
der Weltliteratur. Vor Moses und den Fürsten des Volkes
erscheinen die Ältesten des Stammes Manasse. Sie fragen:
„Dürfen Jungfrauen, die Anteil haben am Landbesitz, dieses
ihr Erbe Söhnen anderer Stämme bei ihrer Heirat mit
bringen, oder sollen sie es dem Stamnre zurückgeben?" Die
Fürsten des Volkes halten die Bodengesetze für wichtiger
als Frauenliebe. Sie entscheiden: „Heiraten die Mädchen
Männer aus einem anderen Stamme, so verlieren sie ihr
Erbteil anr Boden. Nur eine Heirat mit Männern desselben
Stammes kann ihnen das Recht an ihrem Bodenerbe er
halten."
In ergreifender Weise kam der Grundgedanke der
mosaischen Gesetzgebung im. Sabbats Schemita-)Iahr zum
Ausdruck: Dem höchsten Herrn des Bodens zu Ehren sollte
in jedem siebenten Jahre auf die gewöhnliche Arbeit im
Acker, Weinberg und Ölgarten verzichtet werden. Die
Früchte aber, die ohne Menschenarbeit, und zwar bei der
Fruchtbarkeit des inorgenländifchen Bodens reichlich, wuchsen,
sollten allen, den Besitzern und den Armen, gleichmäßig
zugutekommen:
„ Sechs Jahre sollt ihr euren Acker besäen, sechs Jahre euren
Weinberg beschneiden und die Früchte einsammeln. Aber im sieben
ten Jahre soll das Land feinen Sabbat der Ruhe haben, einen Sab
bat des Herrn; euren Acker sollt ihr nicht besäen und euren Wein-