295 —
Es gelang ihm, seine Vorschläge durchzubringen. Aber als
das Jahr seiner Amtsdauer vollendet war, klagten ihn die
Patrizier an, daß er nur deshalb für das Volk eintrete, weil
er nach der königlichen würde strebe. Und Spurius Eassius
wurde zum Tode verurteilt, hingerichtet mrd sein paus dem
Erdboden gleichgemacht. — Sein Gesetz blieb unausgeführt.
Ls folgten die Kämpfe um die Sicherung der Recht
sprechung, um die Einführung des geschriebenen Gesetzes,
die im Jahre 450 zu dem. Zwölf-Tafelgesetz führten. Ein
geschriebenes Gesetz bedeutete einen gewaltigen Fortschritt,
war damit doch der bisherigen Willkür der natürlich den
reichen Schichten angehörenden Richter eine Grenze gesetzt.
Aber auf sozialem Gebiet brachte das Gesetz nur das Zins
maximum von 8 1 / 3 % i das erst im Jahre 3\7 v. Ehr. auf die
die pälfte, auf 4 1 /« %, ermäßigt wurde. Das genügte natür
lich nicht zur Gesundung der sozialen Verhältnisse.
Als nun der furchtbare Einfall der Gallier kam, ging
Ronr verloren. Es wurde niedergebrannt, und nur das
Kapitol wurde durch den unerschütterlichen peldenmut des
Manlius gerettet. Die gallischen Peerhaufen zogen end
lich ab, und Rom konnte neu aufgebaut werden. Daß über
haupt diese Not über Rom hereinbrechen konnte, lag zweifel
los auch an den zerrütteten sozialen Verhältnissen, die in
diesen hundert Jahren am Marke der römischen Kraft ge
zehrt hatten. Aber auch diese Lehre war für die Patrizier
verloren. Als die arme Bevölkerung in Stadt und Land
sich die zerstörten päuser wieder aufbauen und neues Zug
vieh und Saatkorn anschaffen mußte, beuteten die Patrizier
diese Notlage aufs rücksichtsloseste aus. Alle Tage sah man
römische Bürger, die vor kurzen: noch für das Vaterland