Full text: Berliner Polizei silhouetten - zweite Serie ([2])

Wenige Wochen sind vergangen, seitdem die „Berliner Polizei-Silhouetten" 
unbeschadet der durch die Behörde verfügten Beschlagnahme ihren Weg 
in weite Kreise sich gebahnt haben. Abermals ergreife ich die Feder, 
um den Kampf, den ich begonnen, fortzusetzen. Es gilt, die Lage der 
inneren Zustände unseres Vaterlandes auf einem wenngleich engen und 
beschränkten Terrain zu enthüllen, karvis magna eiesennt: — Die 
Glnth, welche die vernichtende Polemik eines unbedeutenden Coterieen- 
kampfes anfacht, wird alle Staatskunst der Staatslenker nicht zu löschen 
vermögen; vielleicht wird dann ans den Ruinen der morschen Büreau- 
kratie dem Vaterlande eine in Wahrheit neue Aera entsprieße». 
Welches Ziel verfolgt der Kampf der „Polizei-Silhouetten"? 
Man hat vielfach die öffentliche Meinung zu fälschen und die Streit 
frage auf einfache Beleidigungen zurückzuführen gesucht. So äußerten 
z. B. bei der Besprechung meiner am 12. September d. I. erfolgten 
Verhaftung die beiden Polizeiorgane der hiesigen Presse „Kreuzzeitnng" 
und „Publicist", die Maßregel habe durch Criminalgerichtsactuarc 
bewerkstelligt werden müssen, weil fast sämmtliche Beamte des 
König!. Polizeipräsidii durch mich „beleidigt" worden seien. 
Ich halte es für angemessen, solchen unbegründeten Verdächtigungen 
ein offenes Programm entgegenzustellen. 
Es ist Thatsache, daß die contrerevolutionaire Novemberregierung 
die Nachwirkungen des Jahres 1848 durch ein wohlorganisirtes Polizei 
system zu bekämpfen und zu vernichten bedacht war. Mit den Mitteln, 
die man anzuwenden genöthigt war, durfte man, um den Zweck zu 
erreichen, nicht allzu wählerisch verfahren. Die vorhandenen^ Kräfte 
erwiesen sich theils als ungenügend, theils als gradezn unbrauchbar, 
weil die neuen Anforderungen, deren Erfüllung man ihnen zumnthete, 
dem Begriff einer strengen und gewissenhaften Pstichttreue nicht immer 
entsprachen. Zahllose neue Beamte wurden in das Königl. Polizei-
	        
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