ORESTES.
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mit Pylades das sprichwörtlich gewordene Freundschafts
bündnis 1 ), das allerdings erst in den Dramen des ausgehenden
5. Jahrh. zur vollen Entfaltung gekommen ist. Wie Orestes
nach Phokis kam, darüber lauten die Berichte verschieden;
freie Erfindung des Aischylos ist es wohl, wenn bei ihm Kly-
taimestra selbst ihn dem Strophios anvertraut, nicht aus den
von ihr dem Agamemnon vorgespiegelten Gründen, sondern
um ihm den Anblick ihrer Buhlschaft und des beabsichtigten
Mordes zu entziehen (Agam. 877ff., Choeph. 913f.). Euch der
Odyssee ist er bei der Heimkehr seines Vaters noch in Argos;
aber bevor Agamemnon ihn in die Arme schließen oder auch
nur den eigenen Palast betreten kann, wird er von Thyestes
in dessen Hause erschlagen * 1 2 ), und sorgenvoll erkundigt sich
der Atreide bei Odysseus nach seinem Sohn, ob er etwa gehört
habe, daß er in Orchomenos oder in Pylos oder bei seinem
Oheim in Sparta sich aufhalte (A 457ff.). Hach der gewöhn
lichen Sage wird der kleine Orestes nach der Ermordung seines
Vaters gerettet und zu Strophios gebracht. Was die Kosten
darüber berichteten, ist nicht mehr kenntlich; aber die Er
zählung des Stesichoros in seiner berühmten, mindestens zwei
Bücher umfassenden (Bekker Anecd. gr. II 783, 16) ’Ogearsia,
in der er sich an einen älteren Lyriker Xanthos angeschlossen
haben soll 3 ), läßt sich aus Bildwerken und den von ihm ab
hängigen Dramen noch wieder gewinnen. 4 ) Eine alte treue
Amme, Laodameia 5 ), hat den Knaben heimlich gerettet 6 ) und
ihn dem mit seinem Herrn heimgekehrten Herold Talthybios
prüfen. Vielleicht gab der Vorwurf, den Orestes bei Aischylos (Choeph. 913. 915)
an IClytaimestra richtet: xsxovaa ydg /P BQQixpag sg xd övaxv%ig und aixwg
inQad'tiv mv eXev&eqov naxQog den Anstoß zu der Erfindung.
1) Neben Theseus und Peirithoos, Achilleus und Patroklos gestellt, Xenoph.
Symp. VIII 31; Bion fr. 8, 4 (Stob. Eol. IV|20 a 28); Plutarch d. amio. mult. 2
p. 93 E; Dion y. Prusa LXXIV 28; Liste der xpiMxaiQOi Hyg. fab. 257; Schol.
Stat. Theb. I 476; Anonym, bei Westermann Myth. gr. p. 345f. III. S. auch
Ps. Luk. amor. 47. Schön redet Orestes den Pylades bei Eur. I. T. 709 an: c5
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2) Od. A 452 f. 1) d’ e/xrj ovöe tieq vlog Evmhja&fjvax äxomg 6<p&aA.fiolcnv
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3) Athen. XII 613 A; Aelian v. h. IV 26. Zweifel an der Glaubwürdigkeit
dieser Überlieferung bei Robert Bild u. Lied S. 173 ff.; v. Wilamowitz (Orestie II
20 ff. 246ff.) nimmt ein delphisches Epos als Quelle für Stesichoros an.
4) S. Robert a. a. 0. 149ff; anders urteilt Seeliger a. a. 0. 17 f.
6) Fr. 41 (Schol. Aisch. Choeph. 733). Andere Dichter gaben ihr andere
Namen, Pindar (Pyth. XI 17) Arsinoe, Aischylos (Choeph. 732) Kilissa.
6) Vgl. Pindar a. a. 0. töj' <5j) xpovEvo/iivov narQog Agaivoa KXvxaifirjaxQag
XMQcöv Uno xgaxegäv ix ödAon XQOcpdg äveXs ävansv&Eog.