Full text: Bd. 2, Die Heroen (Die griechische Heldensage), Buch 3, Die großen Heldenepen, Abt. 2, Hälfte 2, Der Troische Kreis , Die Nosten (02030202)

ORESTES. 
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mit Pylades das sprichwörtlich gewordene Freundschafts 
bündnis 1 ), das allerdings erst in den Dramen des ausgehenden 
5. Jahrh. zur vollen Entfaltung gekommen ist. Wie Orestes 
nach Phokis kam, darüber lauten die Berichte verschieden; 
freie Erfindung des Aischylos ist es wohl, wenn bei ihm Kly- 
taimestra selbst ihn dem Strophios anvertraut, nicht aus den 
von ihr dem Agamemnon vorgespiegelten Gründen, sondern 
um ihm den Anblick ihrer Buhlschaft und des beabsichtigten 
Mordes zu entziehen (Agam. 877ff., Choeph. 913f.). Euch der 
Odyssee ist er bei der Heimkehr seines Vaters noch in Argos; 
aber bevor Agamemnon ihn in die Arme schließen oder auch 
nur den eigenen Palast betreten kann, wird er von Thyestes 
in dessen Hause erschlagen * 1 2 ), und sorgenvoll erkundigt sich 
der Atreide bei Odysseus nach seinem Sohn, ob er etwa gehört 
habe, daß er in Orchomenos oder in Pylos oder bei seinem 
Oheim in Sparta sich aufhalte (A 457ff.). Hach der gewöhn 
lichen Sage wird der kleine Orestes nach der Ermordung seines 
Vaters gerettet und zu Strophios gebracht. Was die Kosten 
darüber berichteten, ist nicht mehr kenntlich; aber die Er 
zählung des Stesichoros in seiner berühmten, mindestens zwei 
Bücher umfassenden (Bekker Anecd. gr. II 783, 16) ’Ogearsia, 
in der er sich an einen älteren Lyriker Xanthos angeschlossen 
haben soll 3 ), läßt sich aus Bildwerken und den von ihm ab 
hängigen Dramen noch wieder gewinnen. 4 ) Eine alte treue 
Amme, Laodameia 5 ), hat den Knaben heimlich gerettet 6 ) und 
ihn dem mit seinem Herrn heimgekehrten Herold Talthybios 
prüfen. Vielleicht gab der Vorwurf, den Orestes bei Aischylos (Choeph. 913. 915) 
an IClytaimestra richtet: xsxovaa ydg /P BQQixpag sg xd övaxv%ig und aixwg 
inQad'tiv mv eXev&eqov naxQog den Anstoß zu der Erfindung. 
1) Neben Theseus und Peirithoos, Achilleus und Patroklos gestellt, Xenoph. 
Symp. VIII 31; Bion fr. 8, 4 (Stob. Eol. IV|20 a 28); Plutarch d. amio. mult. 2 
p. 93 E; Dion y. Prusa LXXIV 28; Liste der xpiMxaiQOi Hyg. fab. 257; Schol. 
Stat. Theb. I 476; Anonym, bei Westermann Myth. gr. p. 345f. III. S. auch 
Ps. Luk. amor. 47. Schön redet Orestes den Pylades bei Eur. I. T. 709 an: c5 
ovyxvvayi xai avvExxgacpEig ifioL 
2) Od. A 452 f. 1) d’ e/xrj ovöe tieq vlog Evmhja&fjvax äxomg 6<p&aA.fiolcnv 
eaae w jidgog Ös /xe netpve xai avxöv. 
3) Athen. XII 613 A; Aelian v. h. IV 26. Zweifel an der Glaubwürdigkeit 
dieser Überlieferung bei Robert Bild u. Lied S. 173 ff.; v. Wilamowitz (Orestie II 
20 ff. 246ff.) nimmt ein delphisches Epos als Quelle für Stesichoros an. 
4) S. Robert a. a. 0. 149ff; anders urteilt Seeliger a. a. 0. 17 f. 
6) Fr. 41 (Schol. Aisch. Choeph. 733). Andere Dichter gaben ihr andere 
Namen, Pindar (Pyth. XI 17) Arsinoe, Aischylos (Choeph. 732) Kilissa. 
6) Vgl. Pindar a. a. 0. töj' <5j) xpovEvo/iivov narQog Agaivoa KXvxaifirjaxQag 
XMQcöv Uno xgaxegäv ix ödAon XQOcpdg äveXs ävansv&Eog.
	        
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