Full text: Bd. 2, Die Heroen (Die griechische Heldensage), Buch 3, Die großen Heldenepen, Abt. 2, Hälfte 2, Der Troische Kreis , Die Nosten (02030202)

ORESTES. 
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vor der Tempeltür niedersinkt. Hier erklärt er sterben zu 
wollen, wenn ihn der Gott, der ihm den Muttermord geboten 
hatte, nicht rette. Da heißt ihn Apollon, das vom Himmel 
gefallene Kultbild der Artemis aus dem Taurerland zu holen, 
nach Attika zu bringen und dort zu weihen. 1 ) Yon seinem 
treuen Pylades begleitet, zieht er zu den Taurern, die diesem 
Bilde alle gelandeten Fremden opfern 1 2 ), und die ihm zur 
Priesterin bestellte Iphigeneia hat das Amt, an ihnen die Haar 
weihe zu vollziehen; dann werden sie im Innern des Tempels 
geopfert und in ein heiliges Feuer geworfen, das aus einer 
breiten Felsenkluft emporschlägt. 3 ) Als sie angelangt und 
nach einer kurzen Inspizierung des Tempels und der Gelegen 
heiten zum Strand zurückgekehrt sind, bekommt Orestes 
einen Wahnsinnsanfall; in einer Binderherde glaubt er die ihn 
verfolgenden Erinyen zu sehen, fällt sie mit gezücktem Schwerte 
an und verrichtet ein großes Blutbad. 4 ) Dann sinkt er in 
Ohnmacht, während sich Pylades liebevoll um ihn bemüht. 5 6 ) 
Unterdessen haben die skythisehen Hirten Verstärkung herbei 
gerufen und fallen die Fremden an. Pylades und der aus 
seiner Ermattung erwachte Orestes leisten tapferen Wider 
stand, müssen aber der Übermacht erliegen. Gefesselt werden 
sie vor Iphigeneia geführt, die, durch einen Traum aufgeregt, 
in dem sie an Orestes die Haarweihe zu vollziehen glaubte, 
was sie auf seinen erfolgten Tod deutete, auf alle Griechen 
wegen ihrer Opferung in Aulis aufs neue grimmigen Haß ge 
worfen hat, während sie vorher mit den Opfern Mitleid erap- 
1) V. 82ff. betet er zu Apollon: eA&wv öe a r\gd>zr\aa nwg xgoxrjXdzov 
ßavlag äv el&oiß ig te'Aoj növwv x’ ificöv, ovg i£e/x6yßovv negmoXüv xa&’ 
’EUdöa. av einag il&elv Tavgixfjg ß ogovg yßovog, evfP ’Agxeßg aoi avyyovog 
ßm/eovg eyoi, laßelv %’ äyafyia &eäg, o cpaaw iv&dös ig xovaöe vaovg ovgavov 
neaelv äno ■ kaßovza ö’ rj xeyvaiaiv •>] xvyrj zivl, xivdvvov ixnhrjaavz’, ’Aftrjvaicov 
yßovl öovvai. Danach Äpollod. Epit. 6, 26 igo/eivq> (5’ avzä>, ncdg äv anaMayeiij 
rfjg vöaov, 6 &edg elnev ei xd iv Tavgotg Soavov /xezaxo/elasiev. Es ist wohl 
nur ein Versehen, wenn es nach Probus Proleg. zu Verg. Buool. den Anschein 
hat, als ob Orestes den Befehl erhalten habe, seine Schwester Iphigeneia zu 
suchen. 
2) Über die Nachbildung des Dionysios Skytobrachion in seinen Argo- 
nautika s. oben S. 868. 
3) V. 626 nvg legdv evöov ydafia x’ evgcondv nexgag; Apollod. Epit. 6, 26 
oi de Tavgoi /uolgd iazz Sxv&iöv, ol xovg $evovg (povevovai xai eig xd legdv (nvg 
Herwerden) ginxovai. zovzo rjv iv xq> zefievet öid zivog nexgag ävatpegö/zevov e£ 
"Aiöov. 
4) Dies ist dem Wahnsinn des Aias in der Kleinen Ilias und bei Sophokles 
nachgebildet, oben S. 1202. 
6) Darauf spielt Ovid Trist. I 6, 21 f. an; nt foret exemplmm veri Phoceus 
amoris, fecerunt furiäe, tristis reOsta, tuae.
	        
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