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HELDENEPEN: DER TROISCHE KREIS.
Vater sei. Darauf verbündet sich der jüngere Chryses mit
seinem Halbbruder, und beide töten den Thoas. Die Kinder
Agamemnons aber gelangen mit dem Bilde und mit Pylades
glücklich nach Mykenai. 1 ) Es ist möglich, daß hier eine
Tragödie des 4. Jahrh. zugrunde liegt, die dann außer an
Euripides auch an den Chryses des Sophokles angeknüpft
hätte, den Pacuvius ins Lateinische übertragen hat. 1 2 ) Orestes
und Pylades kommen, nicht auf der Fahrt von oder nach
dem Taurerland, sondern auf ihrer Flucht vor den Erinyen 3 )
zur Insel des Chryses, der, den Worten seiner Tochter Glauben
schenkend, daß ihr Sohn von Apollon stammt, diesen als
sein eigenes Kind aufgezogen und ihm bei seinem Tode die
Herrschaft hinterlassen hat. 4 ) Pylades rät dem Orestes, vor
den ihn verfolgenden Eachegöttern im Tempel des Apollon
Smintheus Schutz zu suchen. 5 ) Chryses hat unterdessen die
Ankunft der beiden Fremdlinge erfahren, auch gehört, daß
einer der beiden Orestes ist, vermutlich weil Pylades seinen
Freund bei Namen angerufen hat. 6 ) Da flammt in ihm der
alte Haß gegen Agamemnon auf, dessen Sklavin Chryseis,
die er wahrscheinlich für seine Schwester hält, einst gewesen
ist 7 ), und der das befreundete Troia zerstört hat, und er be
1) Der Schluß der Fabel ist etwa so zu lesen: postea Chryses Thoanti eos
cum reddere vdlet, Chryses audiit senior Agamemnonis Iphigeniam et Orestem
filios esse, qui ( Chryseis) filio suo quid veri esset patefeeit, eos
fratres esse et Chrysen Agamemnonis filium esse, tum Chryses re cognita cum
Oreste fratre Thoantem interfecit, et inde Mycenas cum signo Dianae incolumes
pervenerunt.
2) Vgl. Robert Aich. Zeit. XXX 1875, 134, 3.
3) Fr. XVIII 108 R. (Non. 415, 34) fugimus, arte hac vescimur (Umbiegung
von Aisch. Agam. 1668 olö’ eycb tpevyovzag ävögag ekniSag atzov/aevovg); XIX
109 R. (Non. 101, 27) perque nostram unanimitatem egregiam quam (mecRibb.)
memoria deiugat.
4) Fr. III 79 (Non. 39, 31) alque ut promeruit, pater mihi patriam populavit
meam; IV 80ff. (Cic. Orat. 46, 155) cives, antiqui amici maiorum meum, Consilium
socii, augurium atque extum interpretes. Daß er bei Pacuvius Naturphilosoph ist
(Varro d. 1.1. V 17; Cic. d. div. 1131), kommt wohl auf Rechnung dieses Römers.
5) Serv. Aen. IV 473 a Pacuvio (fr. ine. LIII Ribb.) Orestes inducitur Py-
ladis admoniiu propter vitandas furios ingressus Apollinis templum; unde cum
vellet exire, invadebatur a furiis. Darauf spielt Vergil Aen. IV 471 ft’, an: aut
Agamemnonms scenis agitatus Orestes, armatam facibus matrem et serpentibus alris
cum fugit idtricesque sedent in limine Dirne; vgl. Eur. Orest. 255ff. cb /aijzEQ,
Ixezevco ae, jurj ’maeie poi rag alfiarconovg nal ÖQaxovrmöeig uögag' airrat
yäg aiirai nhjaiov ffgcbareovai /xov.
6) Dem scheint die Sage zwischen Iphigeneia, Orestes und Pylades bei
Euripides I. T. 492ff. nachgebildet zu sein; vgl. oben S. 1330f,.
7) Fr. XX 111 (Non. 127, 4) set cesso inimicitiam integrare? XVI 104ff.
(Festus p. 273 M.) pro merenda gratia simul cum videam Graios nil mediocriter
redamptruare opihvsque summis persequi.