Full text: Bd. 2, Die Heroen (Die griechische Heldensage), Buch 3, Die großen Heldenepen, Abt. 2, Hälfte 2, Der Troische Kreis , Die Nosten (02030202)

ORESTES. 
1337 
schließt, dessen Sohn zu töten, seinen Begleiter aber zu schonen. 
Als nun die Freunde vor ihn geführt werden, erklärt jeder 
von ihnen, Orestes zu sein. 1 ) Als Chryses nach langem Schwan 
ken dem Pylades Glauben schenkt, bittet Orestes, daß er sie 
beide zusammen sterben lassen möge. Der Ausgang läßt sich 
nur vermuten. Vielleicht, daß schon bei Sophokles Chryseis 
die Wahrheit offenbarte und ihren Sohn mit Orestes ver 
söhnte 1 2 ), vielleicht, daß dies durch das Eingreifen Apollons 
geschah. Jedenfalls wird dieser Gott seinen Schützling ent 
weder sofort geheilt oder ihm den Weg zur Heilung, etwa 
durch den athenischen Areopag, gewiesen haben. Eine späte, 
wohl erst in der Kaiserzeit erfundene Geschichte, die diesen 
jüngeren Chryses in Beziehung zu dem bithynischen Städtchen 
Ohrysopolis am Bosporos setzt, macht auch Iphigeneia zur 
Tochter der Chryseis und zur rechten Schwester des Chryses. 
Sie liegt in zwei Brechungen vor. Fach der einen kommt 
Chryses nach der Zerstörung Troias in Chrysopolis, wohin er 
sich geflüchtet hat, um; seine Schwester Iphigeneia aber wird 
von den Tauroskythen geraubt und zur Priesterin der Artemis 
gemacht. 3 ) Nach der anderen ist Iphigeneia schon während 
des troischen Krieges zu den Skythen gekommen und dort 
Priesterin geworden. Nach der Ermordung des Agamemnon 
stellt Klytaimestra dem Bastard ihres Gatten nach; Chryses 
will sich zu seiner Schwester retten, stirbt aber auf der Eeise 
in Chrysopolis. 4 ) Wie Sophokles, so wußten auch späte Lokal 
sagen von Abenteuern und Taten des Orestes auf seiner Flucht 
vor den Erinyen zu berichten. So sollte er damals auch nach 
Epeiros gekommen sein, wo es einen Stamm der ’Ogiarai gab, 
1) Cic. Lael. 7, 24 cum ignorante rege uler Orestes esset, Pylades Orestem 
se diceret, ut pro ülo necarelur, Orestes autem, ita ut erat, Orestem se esse perseveraret, 
stantes plaudebant in re jicta (dan. Augustin Conf. IV 6); de fin. II 24, 79 aut, 
Pylades cum sis, dices te esse Oresten, ut moriare pro amico? aut, si esses Orestes, 
Pyladem refelleres, te indicares et, si id non probares, quo minus ambo una necaremini 
non precarere? V 22,63 qui clamores volgi atque inperitorum excitantur in theatris, 
cum illa dicuntur ‘ego sum Orestes’, contraque ab altero ‘immo enimvero ego sum, 
inquam, Orestes’. cum autem etiam exitus ab utroque dafür conturbato errantique 
regi ‘ambo ergo una necarier precamur’, quotiens hoc agitur, ecquandone nisi ad- 
■mirationibus maximis? (fr. ino. XIHb 365ff. Ribb.). S .0. Jahn Herrn. II1867, 233. 
Er. XIV 101 (Non. 475, 1) inveni, opinor, Orestes uter esset tarnen. 
2) Fr. XXI112 (Varro d. 1.1. VII102) di monerint meliora atque amentiam 
dvenuncassint tuam. 
3) Et. Magn. 815, 56, dar. Schol. Lyk. 183. Auch Chryseis selbst heißt 
hier Priesterin der Artemis, was daran erinnert, daß sie in den Kyprien in die 
Hände der Griechen fiel, als sie in Theben einem Artemisopfer beiwohnte. 
4) Dionys. Byz. anapl. Bosp. fr. 65 (Müller Geogr. min. II 91), dar. Steph. 
Byz. v, XevaönohQ.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.