ORESTES.
1341
asien aus. Nach dem Atthidographen Demon 1 ), der von der
Unterwerfung Achaias nichts zu wissen scheint, nahm er dazu
nur einen mißglückten Anlauf. Noch zu Lebzeiten des Orestes,
so erzählte dieser, kamen Pest und Mißwachs über das Land.
Das pythische Orakel versprach auf Befragen Befreiung von
den Plagen, wenn Männer aus Agamemnons Geschlecht nach
der Troas fahren, dort Städte erbauen und den Göttern ihre
einstigen Ehren erneuern würden. Orestes starb, bevor er
den Befehl erfüllen konnte, und sein Sohn Tisamenos ließ das
Orakel unbeachtet. Erst sein Enkel Kometes sammelte eine
Schar Auswanderungslustiger um sich und fragte in Delphoi
an, und zwar der Vorsicht halber zwei- und dreimal, wohin
er sich wenden sollte. Der Gott gab den Bescheid, ,,er solle
bis zu den äußersten Grenzen von Mysien fahren“. * 1 2 ) Als die
Versammelten dieses rätselhafte Orakel hörten, lachten sie
laut auf, liefen auseinander und ließen den Kometes im Stich.
Auch Erigone hatte, wie wir sahen, dem Orestes einen
Sohn geboren, den Bastard Penthilos. 3 ) Von diesem leitete
sich das lesbische, in Mytilene sitzende Adelsgeschlecht der
Penthiliden 4 ) ab, und er ist der Gründer, in Wahrheit der
Eponym der lesbischen Stadt Penthile. 5 6 ) Nach der einen
Tradition war er selbst nach Lesbos gezogen, während zwei
Generationen später sein Enkel Gras, der Sohn des Echelas,
bei der von Achaia ausgehenden Besiedelung des gegenüber
liegenden Festlandes beteiligt war (Paus.III2,l). G ) Nach einer
andern war dieser Gras der erste des Geschlechts, der nach
Kleinasien ging. Nach einer dritten vollzog sich die Aus
wanderung stufenweise von Generation zu Generation; Pen
thilos blieb in Chalkis, Archelaos (bei Paus. Echelas) in Thra
kien und erst Gras gelangte nach Lesbos, nachdem er die
Propontis bei Kyzikos überschritten hatte, bis an den Grani-
kos vorgedrungen und dann auf die Insel übergesetzt war. 7 )
derben. Als weitereJSöhne des Tisamenos nennt Tansanias VII 6, 2 Dalmenes,
Sparton, Teilis und Leontomenes.
1) Fr. 20 (Sehoi. Rbes. 251).
2) Demon a. a. 0. eni tdv äayaxov Mvamv nXelv; vgl. Phot. Suid. Hesych
v. eayazoQ Mva&v. Derselbe Orakelspruch, den Telephos erhalten hatte, s.
oben S. 1146 A. 3.
3) Nach Velleius Patercul. I 1, 4 regierten Tisamenos und Penthilos nach
dem Tod ihres Vaters gemeinschaftlich drei Jahre in Argos.
4) Aristot. Pol. V 1311b 27; Plutarch de soll, anira. 36 p. 984 E.
5) Steph. Byz. v. JleMhj; das heutige UevxaiXr], Papageorgiu Uned.
Inschr. y. Mytilene S. 24, vgl. Fiok-Beohtel Grieoh. Personenn. 373. 406.
6) Sehoi. Rhes. 251 nach der Ergänzung von Ed. Schwartz.
7) Strab. IX 402. X 447. XIII 582.
87*