Full text: Dr. J. A. E. Schmidt's vollständiges französisch-deutsches und deutsch-französiches [deutsch-französisches] Handwörterbuch

Wieé tief man auf der Stufenleiter der sogenannten gemeinen Sprachoe 
herabsteigen darf, mag streitig sein, allein ein Wörterbuch das sie völlig aus- 
schlösss, möchte auch bescheidenen Ansprüchen nicht genügen. Es handelt sich 
dabei um die rechte Grenze, und nach ihr ist wenigstens gestrebt worden. 
Zzwei Wünsche, deren Erfüllung mir schon früher nahe gelegt wurde, 
habe ich auch diesmal nicht befriedigt. Der eine betraf die Angabe der Etymo- 
logie, der andere die Bezeichnung der Aussprache. Indessen dürfte die Dtymo- 
logie, sobald sie in dor lateinischen oder griechischon Sprache zu suchen ist, bei 
Cenntniss der Gesetze nach welchen der Debergang ins Französische erfolgt, — 
und sis werden ja schon beim Unterricht in den höhern Classen der Hauptsache 
nach mitgétheilt — mit wenig Ausnahmen unschwer aufzufinden sein. Französische 
Wörter andern Ursprungs bieten, wenn auch dieselben Gesetze obwalton, éher 
Schwierigkeiten, allein der Nachweis der Etymologie hätte sich nicht mit einer 
curzen Bezeichnung in einer Parenthese, welche der Raum allein gestattete, bei- 
vringen lassen. Für diesess mehr gelehrte Interesse, das sich erst durch Angabe 
dler UDebergangsformen betfriedigen lässt, müssen etymologisele Wrterbũcher 
ꝛintreten. 
Von allgemeinerem Nutzen väre die Bezeichnung der Aussprache oder des 
nenden Worts, sobald die Mittel deor einen Sprache nicht ausreichen, um Laute 
einor andern entsprechend wiederzugeben und man einen Ersatz, daftir in besondern 
willkürlichen Zeichen zu suchen bat. Aber schon die Nothwendigkeit dazu zu 
zreifen isß ein Beweis, dass dise Aufgabe selbst ausserhalb des Bereichs der 
Lexikographie liegt. Zwar bezeichnon in Frankreich, England etc. erschienene 
Wörterhücher die Aussprache und werden wohl eigens zu diesem Zwecke verfasst, 
Ilein man beachte das wichtige Moment, dass sie von Eingeborenen für Linge- 
— 
geben. Zeichen für Laute welche der eigenen Sprache fremd sind, verlangen 
mündliche Belehrung, am besten durch Ringeborene; erst so Kommon sie gleich 
den Noten in der Musik zu ihrem vollen Inhalte. Versuchen auf andern Wegen 
den Laut zu fixigren dürften von vorne herein die Bedingungen des Gelingens feh- 
len; sie zu vormehren lag nicht in meinem Geschmacke. Diess schloss indess 
cine zwiefache Andeutung nicht aus, einmal des weichen L. Lauts (II mouillés), 
natürlich ohne weder die allgemeine noch die specielle Pariser Aussprache zu 
fikurieren, dann dis Bindung (liaison) der Endconsonanten. 
Wenn man bei Beurtheilung des Buchs ausser dem bestündigen Wachs- 
dum, Fluss und Wechsel der Sprache den gestatteten Raum in Erwägung zieht, 
lürfte sich dis Reichhaltigkeit und Zuverlässigkeit desselben nicht verkennen 
lasswen. 
Dr. Priede. Löhler.
	        
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