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Indes ich gehungert von Tag zu Tag.
ja, so war das Leben, das auf mir lag,
Das Leben, zu dem wir — Mann, Weib und Kind
Die in Armut geborenen, verstoßen sind . . .
Und das ist der Schluß: daß nun preisgegeben
Der Gnade Jener mein kraftloses Leben!
Doch lieber, als an ihren Tischen lungern,
Die ich gedeckt, will am Weg ich verhungern!
Ja, das Leben des Alters ist heute schwer,
Und der Wunsch seiner Jugend: der Tod, sein Begehr.
Der Junge:
Ich halte dich, Vater, und werde dich halten,
Bis einst deine müden Lippen erkalten.
Doch erst sollst der Zukunft ins Auge du sehn,
Ihr Atem, er soll noch dein Alter urnwehn.
Denn wisse die Kunde: in allen Landen
Sind in Schaaren die Brüder und Schwestern erstanden,
Und sie haben die Hände zum Kampf sich gegeben,
Und sie schreiten entgegen dem neuen Leben,
Und Keiner hält ihren stürmischen Lauf,
Dem Glück und der Freiheit entgegen, mehr auf!
Auf dem Throne der König, der Pfaff am Altar,
im Golde der Räuber erbleicht unserer Schaar!
Der Alte:
Mein Sohn, o wie gerne möcht’ ich dir glauben!
Nicht will ich die Hoffnung und Freude dir rauben.
Doch sieh’, auch unsere gemordeten Tage,
Wir trugen nicht stets sie mit nutzloser Klage.
Auch wir, wir haben uns oftmals geeint,
Um die Freiheit, die schöne, zu kämpfen gemeint,
Um das Banner der Führer uns treulich geschaart - -
Und nicht eine Enttäuschung blieb uns erspart!
Sie haben geredet, getröstet, versprochen
Und uns, den Vertrauenden, Alles gebrochen.
Wir haben gekämpft und wir wurden vernichtet,
Und sie, unsere ,Helden“, wer hat sie gerichtet?!
Wir banden uns fester nur unser Los
Und blieben im Elend, und sie —• wurden groß!
Es sind Lügner, mein Sohn, und wer ihnen glaubt,
Ihm wird Hoffnung und Glaube und Liebe geraubt!
Der Junge:
So war es, mein Vater, und aus Eurem Erliegen
Ersteht uns die Hoffnung auf freudiges Siegen!