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Entfaltung feiner siebesregungen stören, weil dieser, bei dem
allgemein herrschenden missbrauch, der mit der siebe getrieben
wird, bei der bestehenden Spannung und dem Kampf der
ßefdrlechter untereinander, nie recht im Klaren fein wird, ob
das Jfnerbieten echt und wahr gewesen ist oder ob nicht
etwa schlechtere Absichten sich dahinter verbergen. Es gibt
keine festen Besehe, — wir haben die Aufgabe, die Eigen
heit des Partners in Rechnung zu ziehen und uns an die
Begebenheiten unserer Kultur zu halten. Es scheint heute eher
empfehlenswert, feiner Neigung ein wenig die Zügel anzulegen.
Eine besondere Rolle spielt die siebe, sowohl die glück
liche als auch, und in höherem Klasse, die unglückliche siebe
bei Künstlern. Wir können wohl sagen, dass die unglück
liche siebe eine so allgemeine Zeiterfcheinung ist, dass es
kaum einen geben dürfte, der nicht einmal von ihr und ihren
seelischen Beschwernissen heimgesucht worden wäre. Unter den
menschen aber, die mit besonderer Empfindlichkeit dem sehen
gegenüberstehen, spielt der Künstler eine ausserordentlich pro
minente Rolle. Er wird schon dadurch auffällig, dass er in
feiner Kunst ein sehen „neben dem sehen“ sucht, sich nicht
in der Realität betätigt, sondern eine Erfatswelt sucht, von
der Wirklichkeit nahezu abgeflossen wird, freilich aber erst
dann zum Künstler wird, wenn er feine Schöpfungen so ge
staltet, dass sie der wirklichen Welt förderlich werden, ^edes
Kunstwerk ist erst dadurch ein Kunstwerk, dass es allgemeinsten
Wert besitzt, dass der Künstler in feiner Schöpfung den Weg
zur Wirklichkeit und zur ßemeinfchaft zurückfand.
ln der Abbiegung aus dem realen sehen liegt ein Zug,
die Realität des sebens betonende Einrichtung der siebe und Ehe
als feindlich und störend zu empfinden. Wir begegnen einer
Unzahl von Künstlern, die die Bindungen des sebens wörtlich
als Bindungen, Fesselungen, als Hindernisse auffassen und sie
sogar in ihrer Phantasie mafslos ausgestalten. Sie kommen
- über diese nun als mafslos empfundenen Hindernisse kaum
hinweg, befinden sich in ihren siebesbeziehungen vor einer
unlösbaren Aufgabe und zeigen hierbei nicht nur die Be
wegungen eines siebenden, sondern gleichzeitig und in noch