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ist kein Zufall. Er ist die notwendige Folge einer Politik, in dur es nur
das eine Ziel gibt, oben zn bleiben. Dann gibt es nur öle Aufgabe, aus
dem Geschäft soviel als möglich herauszuholen. Und wenn die einen sich von
den neuen Freunden, den Kapitalisten schmieren lassen für Staatsaufträge,
wie die Heilmann, Bauer und Konsorten, die anderen sich hohe Pensionen
zu ergaunern suchen, wie Leinert, hängt die große Masse dieser Parteiführer
an dem Pöstchen, für das sie zu jeder Schufterei bereit sind. Der Führer
schaft der deutsche» Sozialdemokratie ist die Politik zum lohnenden Ge
schäft geworden.
Und nun frage man sich, was die Wählermassen für diese Republik iibrtfg,
haben sollen, für diese Republik, die das Volk dem Hunger preisgibt, wäh
rend sich die Nichtstuer am Elend der Massen bereichern, die eine Karrikatuv
auf Demokratie und Gerechtigkeit Ist, und in öeren Ecken es überall nach
Korruption stinkt. Die Sozialdemokratie hatte einen Rieseinfonds von Ber-
trauen, sie hat ihn vergeudet. Und jetzt wundert sie sich, daß der Weizen
der Reaktion blüht.
Nach diesen sechs Fahren solcher Politik mußten sich die Massen von der
Republik abwenden. Es war nur die Frage, ob sie sich der Relvolut'io» ober
der Gegenrevolution zuwenden würden. Und hier ist das größte Verbrechen
dieser Partei. Sie hat alles getan, um der Gegenrevolution den Steg zu
sichern. Als sie die Spitzen der kaiserlichen Bürokratie im Amte ließ, als
sie die Offiziere und ihre Landsknechte rieif, als sie die Studenten und alle
reaktionären Elemente gegen die Arbeiterklasse bewaffnete, da war es um
die Republik geschehen. Jede Gelegenheit, die ganze Arbeiterklasse ein
mütig gegen die Reaktion zu führen, wurde von den Ebert und Kompagnje
in einen Kampf gegen die Arbeiterklasse umgewandelt. Nach dem Kapp-
Putsch, nach der feigen Flucht der Regierung und dem Sie/g des geri.nttzn-
Proletariats, schloß die Regierung Eberts ein Bündnis mit den konter
revolutionären Rebellen zur Niederwerfung der Arbeiter im Ruhrgebiet,
in Thüringen und Sachsen. Während den Kapp-Rebellen kein Haar ge
krümmt wurde — ein einziger, Fagoiv, mußte Staatslogis beziehen — wurden
die Arbeiter niederkartätscht und ins Zuchthaus geworfen. Nach dem
Rathenan-Mord wurde zwar nicht gegen die Mörderbanden vorgegangen,
aber ein „Gesetz zum Schutze der Republik" geschaffen, das zu einer Waffe
der Konterrevolution gemacht worden ist. Während man in Sachsen und
Thüringen gesetzmäßige Regierungen mit Waffengeivalt auscünandertrieb,
ließ man in der „Ordnungszelle" Bagern den permanenten Hochverrat re
gieren und die Monarchie wie den Meuchelmord mit Staatsmitteln groß
ziehen. Die revolutionäre Bewegung aber, die Kommunistische Partes die
einzige Macht gegen die Monarchisten,, wurde systematisch, gewaltsam, mit
allen Machtmitteln des Staates unterdrückt, ihre Presse geknebelt, ihre
Organisationen verboten^, ihre Führer ermordet, ihre Anhänger zu Tau
senden in den Kerker geworfen.
So ist die monarchistische Gefahr sorgsam großgezogen worden von dieser
Sozialdemokratie, die jetzt schreit, daß die Republik gefährdet ist.
Diese Partei hat bei der Hindenbnrg-Wahl — jede Seite ihrer Geschichte
sagt es — nur geerntet, was sie gesät hat. Sie hat die Schuld.