Full text: Die arbeitende Jugend und die Reichstagswahlen

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Die Jugend und das politische Leben. 
Noch garnicht so fcnif liegt die Zeit, da der bürgerliche 
Grundsaß Geltung hatte: das weibliche Geschlecht und 
die Jugend habe» sich mit politischen Fragen nicht 
{ ,» beschäftige». Politik, d. h. die Gestaltung der Dinge 
in Reiche, in den Bundesstaaten oder in den Gemeinden, 
war da» ausschließliche Betätigungsfeld der Männer und cs 
war verhältnismäßig selten, daß Frauen tu den politischen 
Parteien in den Vordergrund traten. Der Wirkungskreis 
der Frau waren die vier Wände ihres Haushaltes, wenn sie 
picht gezwungen war, durch Eriverbsarbeit (Fabrikarbeit, 
Niisträgcrdienste, Reininacharbeit usw.) zum Unterhalt der 
Familie beizutragen. Biel weniger aber noch wie bei den 
Frauen, wollte man bet der Fugend das Recht und die 
Pflicht der A n teiln ahin e a inpoli t i s ch e n L e b en anerkennen. 
Mit der abgegriffenen Redensart von der „naseweisen und 
vorlauten Jugend", die alles bester wissen wolle wie die 
ersahrencn Alten, glaubte man die politischen Regungen unter 
der Jugend, ihr Streben nach Beteiligung am politischen 
Kampfe, abtun z« miisten. 
Das ist nicht nur im Lause der Zeit anderr geworden, 
er mußte sich einfach ändern. Je mehr die Jugend mit 
dem Wirtschaftsleben in Berührung komnit, und das ist in 
erster Linie bei der Arbeltersugcnd der Fall, umso näher kommt 
sie auch den Quellen, au» denen alles politische Leben fließt. 
Das Wirtschastrleben ist der Ort. wo der Kampf zwischen 
Kapital und Arbeit, zwischen Unternehmertum und Prole- 
ariat entbrennt. Und wer in diesem Wirtschaftsleben mitten 
»rin steht und zwei Augen zu sehen und zwei Ohren zu 
>ören hat, der hat bald erkannt, daß die menschliche Gesell- 
chast sich nicht aus gleichberechtigten EinzelgÜedern, sondern
	        
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