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Faktoren zur Behandlung dieser Frage erzielt, ebenso bezüglich der -gewerkschaftlichen
Forderungen zum Friedensvertrag. Es war weiter in Aussicht -genommen, auch die
Arbeitsnachwcisfrage zu 'behandeln, dagegen konnte in der Wahlrechtsfrage keine
Uebereinstimmung erzielt werden. Durch den Rücktritt der Regierung Hertling hat
sich die Konferenz aber -von selbst erledigt.
Weiter berichtet Redner über die Verhandlungen der Delegation mit dem Reichs
kanzler. (Siehe Correspondcnzblatt Nr. 38 vom 21. September 1918.)
Die Debatte erstreckte sich ausschließlich auf die Frage des Eintritts von Gewerk
schaftlern in die Reichsregierung. Bedauert wurde von verschiedenen Rednern, daß die
Generalkommission der Entscheidung durch die Vorstände vorgegriffen habe. Dieses
hätte vermieden werden müssen, weil dann keinerlei Unstimmigkeit auch in der Per
sonenfrage aufgekommen wäre. Volles Einverständnis ergab sich über die Zweckmäßig
keit der Beteiligung an der Regierung und Legien stellte zum Schluß fest, daß die Kon
ferenz einmütig dem Eintritt von Bauer in die Regierung zustimmt.
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Da aus der Teilnahme der Arbeiterschaft an der Regierung sich vielleicht sehr bald
wichtige Fragen ergeben dürften, wird der Generalkommission anheimgegeben, in
solchem Falle sofort eine neue Konferenz einzuberufen.
Beschlossen wird ferner, daß Bauer für die Dauer seiner Reichsstellung von
seiner Tätigkeit in der Generalkommission entbunden ist. Im Falle seines Rück
tritts bleibt ihm aber seine bisherige Stellung in der Generalkonimission offen ge
halten. Er soll auch ferner Mitglied der Gencralkommission bleiben. Die Einstellung
von Ersatzkräftcn wird der Generalkommission zur Vorprüfung übertragen.
Neunzehnte Konferenz
der Vertreter der Verbandsvorstände
abgehalten am 1. November 1918 im „Gewerkschaftshaus" zu Berlin.
Tagesordnüng:
1. Arbeitslosenversicherung und Arbeitsvermittlung.
2. Organisierung der Industrie Deutschlands.
3. Verschiedenes.
Zu Punkt 1
erinnert Legien, daß sich bereits die Vorständokonferenz im März d. I. mit der
gleichen Fr-age beschäftigt hat. Damals sollte versucht werden, für die Eingabe an
den Bundesrat -auch die Mitwirkung der -anderen Gewerkschaftsgruppen und der
Arbeitsgemeinschaft der Angestelltenverbände zu gewinnen. Nur der Vertreter der
Christlichen Gewerkschaften machte Bedenken geltend, daß zurzeit so weitgehende Forde
rungen nicht gestellt werden dürften, weil die Belastung des Reiches beim Kriegsende
so ungeheuer sein wird, daß die Ausgaben für die Arbeitslosenunterstützung- nicht noch
hinzukommen könnten. Er wünschte darum erst noch -Gelegenheit zu haben, in ihrem
engeren Ausschuß eine Entscheidung herbeizuführen. Dadurch haben sich die Verh-and-
lungen so lange hingezogen. Nun haben sich die Dinge geändert. Aller Wahrschein
lichkeit nach wird die Demobilmachung -auf Verlangen der Entente in ganz kurzer
Frist beendet sein müssen. Dadurch werden in wenigen Wochen Millionen von
Arbeitskräften auf den Arb-eitsmarkt kommen. Diese veränderte Situation hat auch
die Christlichen Gewerkvereine veranlaßt, sich im allgemeinen mit den Leitsätzen ein
verstanden zu erklären.