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bei dem Aufbau des neuen Deutschland nicht ausgeschaltet werden dürfen. In dem
Aufruf sollte auch gleich scharf gegen die drückenden Wafsenstillstandsbedingungen
protestiert werden und ein Appell an die internationale Solidarität enthalten fein.
Zu empfehlen sei dabei vielleicht auch ein Hinweis zur baldigen Einberufung einer
ko nst i t u i er enden Ratio na lvers ammluno.
Auf Vorschlag Legiens wird eine fünfgliedrige Kommission zur Ausarbeitung
einer solchen Kundgebung eingesetzt. Der Kommission gehören an Blum, K u b e,
Schlicke, Thomas und U m b r e i t. Die Kommission erhält Vollmacht, den Auf
ruf sogleich zur Veröffentlichung zu bringen (geschehen im Correspondenzblntt Nr. 47
vom 23. November 1918).
Legien berichtet, daß bereits Schritte zur Einberufung einer internationalen
Gewerkschaftskonferenz getan seien, die zu gleicher Zeit und am gleichen Ort mit den
Friedensverhandlungen tagen solle. Als Tagesordnung ist vorgeschlagen:
1. Neues Statut des internationalen Gewerkschastsbundes.
2. Sitzverlegung des internationalen Sekretariats.
3. Die Friedensforderungen der Gewerkschaften. (Leedser und Berner Programm.)
4. Wahl einer Kommission von Gewerkschaftsvertretern zur Teilnahme an den
Friedensverhandlungen.
Die Konferenz stimmte der Abhaltung einer internationalen Gewerkschaftskonferenz
zu, ebenso auch der vorgeschlagenen Tagesordnung. Die deutsche Delegation wird
auf 10 Vertreter bemessen und zwar sollen die gleichen Vertreter gehen, die zur Berner
Konferenz delegiert waren. Für den verstorbenen Genossen Döblin käme als Ersatz
mann Kloth, für Bauer als Ersatzmann Sachse in Frage.
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Die weitere Anregung, auch gleich zum internationalen Sozialistenkongreß Stellung
zu nehmen und Delegierte zu ernennen, wird mit Rücksicht darauf, daß inzwischen
doch noch eine neue Konferenz stattfinden wird, abgelehnt.
Damit ist die Tagesordnung erschöpft.
Einundzwanzigste Konferenz
der Vertreter der Verbandsvorstände
abgehalten am 3. Dezember 1918 im „Gewerkschastshaus" zu Berlin.
Tagesordnung:
1. Beratung des Statutenentwurfs für die Arbeitsgemeinschaft der Arbeitgeberver
bände und Gewerkschaften.
2. Beitragszahlung an die Generalkommission.
3. Verschiedenes.
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Die Konferenz tritt vor Erledigung der Tagesordnung in eine allgemeine Aus
sprache über die gegenwärtige Lage und den Einfluß der Gewerkschaften. Von allen
Rednern wird die Unhaltbarkeit der bestehenden Zustände anerkannt. Infolge des
Durcheinanderarbeitens der verschiedenen Arbeiter- und Soldatenrätc, die zum Teil
ohne jede praktische Kenntnis schwerwiegende Eingriffe in das Wirtschaftsleben vor
nehmen, droht nicht nur dieses vollständig zu stocken, auch die Volksernährung wird
auf das schwerste gefährdet. Durch reichhaltiges Material werden die Darlegungen
gestützt und allseitig wird betont, daß nnr im Einvernehmen mit den Gewerkschaften
geordnete Verhältnisse geschaffen werden können. Zustimniung fand der Vorschlag,