Full text: Beschlüsse der Konferenzen von Vertretern der Zentralverbandsvorstände

9* 
131 
gelegt und die deutschen Arbeiter werden zu Arbeitslosigkeit, Not, Elend und 
Auswanderung verurteilt. 
Das ist der „Frieden", den die Staatsmänner der feindlichen Mächte dem deutschen 
Volke auferlegen wollen, nachdeni es im Vertrauen aus den versprochenen und von allen ' 
Kriegführenden angenommenen Rechtsfrieden des Präsidenten Wilson die Waffen 
niedergelegt hatte und in der Revolution unter Führung der deutschen Sozialdemokratie 
an die Verwirklichung des Sozialismus heranzugehen entschlossen war. 
Dieser „Frieden^ ist nicht nur eine mit anderen Mitteln bewerkstelligte Fortsetzung 
des Krieges gegen das deutsche Volk, sondern er bedeutet zugleich ein Attentat des 
vereinigten Kapitals gegen den Sozialismus. 
Davon zeugt auch das Kapitel des Vertragsentwurfs über das internatio 
nale Arbeitsrecht. Nicht eine der von den Gewerkschaften aller Länder in Leeds 
1816, Bern 1917 und 1919 erhobenen Forderungen zum Schutze der Arbeiter aller 
Länder gegen die kapitalistische Ausbeutung wird verwirklicht. Lediglich eine neue 
Organisation der früheren Arbeiterschutzkonferenzen soll durchgeführt werden, aber in 
einer Form, die alle Entscheidung in die Hände der Bureaukraten und Unternehmer 
legt und dann noch den einzelnen Staaten das Recht gibt, einen mit 
zwei Dritteln gefaßten Mehrheitsbeschluß abzulehnen. Da der neue Völkerbund 
zunächst weder Rußland noch Deutschland oder die im Kriege neutralen Staaten ein 
schließt, werden die Arbeiterrechte von dem internationalen Großkapitalismus und den 
kulturell und industriell rückständigen Staaten der Welt bestimmt werden. Das ist 
nichts als eine Verhöhnung der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter aller Länder 
und ein Trutzbündnis des Kapitals gegen den internationalen Arbeiterschutz. 
So präsentiert sich dieser „Friedensvertrag" der Ententestaatsmänner als ein 
Schlag gegen das Proletariat der Welt. Wie vor über 100 Jähren die 
feudale Reaktion Europas sich gegen die Republik der großen französischen Revolution 
zur Rettung der Monarchien vereinigte, so erleben wir jetzt unter Führung der West- 
niächte eine Verschwörung des internationalen Kapitalismus 
gegen den Sozialismus und die soziale Revolution des Proletariats. 
Gegen diese Vergewaltigung erheben die Gewerkschaften Deutschlands Protest. 
Sie dürfen für sich in Anspruch nehmen, in der Bekundung der internationalen Soli 
darität der Arbeiterklasse nie zurückgestanden zu haben, und sie glauben daher an die 
Arbeiter aller Länder appellieren zu dürfen, sich diesen! Protest gegen die Vergewalti 
gung durch das internationale Kapital anzuschließen. 
* ... * 
Die Konferenz beschließt, die Tagungszeit für den ersten Verhandlungstag so ein 
zurichten, daß alle Teilnehmer an der geplanten großen Demonstration der Mehrheits 
partei gegen die Friedensbedingungen teilnehmen können. 
Die Entsendung einer besonderen Delegation zu dieser Demonstration wird mit 
25 gegen 24 Stimmen abgelehnt. 
* * * 
Zu Punkt 1 
Grenzstreit Porzellanarbeiter-Fabrikarbeiter 
berichtet für die in der letzten Konferenz eingesetzte Prüfungskommission D r u n s e l: 
Der Streit entstand daraus, daß den Fabrikarbeitern anläßlich eines Streiks vom 
Jahre 1911 Streikbruch vorgewurfen wurde, und daß in den beiderseitigen Verbands 
organen anschließend eine sehr heftige Polemik entbrannte. Ein Zusammenbringen 
der Parteien scheiterte bisher immer daran, daß die Fabrikarbeiter die gefallenen 
Beleidigungen als Grund bezeichneten, der eine gegenseitige Verhandlung unmöglich 
mache. Der Vorstand des Porzellanarbeiterverbandes war bereit, die Beleidigungen 
zurückzunehmen, wenn der Vorstand des Fabrikarbeiterverbandes den gegen den Vor 
stand des Porzellanarbeiterverbandes erhobenen Vorwurf der Entstellung, Verdrehung 
und Verdächtigung ebenfalls zurücknehme. Die Kommission empfiehlt, daß beide Ver 
bände diese zurücknehmenden Erklärungen abgeben, damit die noch vorhandenen Grenz 
streitigkeiten durch gemeinsame Verhandlungen beigelegt werden können.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.