Punkt 3.
Die Organisation der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten.
Nachdem Legten der Konferenz einen Rückblick über die bisher schon in dieser
Frage gehabten Verhandlungen gegeben, erhält der Vertreter des „Bundes der Kriegs
beschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer"
B a u m e i st e r das Wort. Dieser schildert zunächst die verschiedenen Organi
sationen und ihre Tendenz auf diesem Gebiete und gibt dann eine Darstellung über
den Umfang und Zweck des von ihm vertretenen Bundes. Er hält eine Förderung
des Bundes durch die Gewerkschaften für geboten, um zu verhindern, daß die Kriegs
beschädigten und Kriegsteilnehmer durch die gegnerischen Gründungen unseren eigenen
Anschauungen und Bestrebungen entfremdet werden.
Nach einer sehr lebhaften Aussprache, bei welcher das Für und Wider recht ein
gehend behandelt wurde, gelangt folgender von L e i p a r t, PaePlow und S ch l i ck >e
gestellter Antrag gegen zwei Stimmen zur Annahme:
„Die Konferenz sieht keinen Anlaß, zu dem Bunde der Kriegsbeschädigten und
ehemaligen Kriegsteilnehmer in befürwortendem oder ablehnendem Sinne Stellung
zu nehmen. Gegen die Förderung des Bundes durch Gewerkschaftsfunktionäre be
stehen keine Bedenken. Eine Verpflichtung in dieser Hinsicht kann jedoch niemand
auferlegt werden. Die Entsendung einer Vertretung zu dem einberufenen Bundes
tag wird der Generalkammifsion anheimgestellt."
Punkt 4.
Die Beteiligung der Gewerkschaften an der vom Reichsausschuß der Kriegsbeschädigten
fürsorge in Aussicht genommenen öffentlichen Sammlung für die Kriegsbeschädigten.
Bau e r : Der Rcichsausschuß der Kriegsbeschädigtenfürsorge, der im Lande überall
seine Zweigstellen errichtet hat, leidet fortgesetzt unter Geldmangel. Es ist uns zwar
gelungen, im Reichstage durch Antragstellung in Verbindung mit anderen Parteien zu
erreichen, daß aus Reichsmittcln Beträge alljährlich zur Verfügung gestellt werden, da
mit der Ausschuß seine Kosten decken kann. Das sind einige 100 000 M. im Jahr, und
die reichen natürlich nicht weit. Es sind außerdem, solange der Reichsausschuß besteht,
auch freiwillige Spenden von privater Seite geleistet worden, es haben ferner Einzel-
staaten und Kommunen erhebliche Beträge zur Durchführung der Kriegsbeschädigten-
fürjorgc zur Verfügung gestellt. Dabei kommen natürlich diejenigen Kriegsbeschädigten,
die in wohlhabenden Kommunen wohnen, erheblich besser weg, als die in armen
Gemeinden. So ist z.B. in Hamburg die Kriegsbeschädigtcnfürsorge Wohl am vor
bildlichsten eingerichtet. Dort erhält jeder Kriegsbeschädigte, der sich an die Organi
sation wendet, soweit es irgend möglich ist, Hilfe. Dagegen sieht es in anderen
Städten ziemlich traurig aus, weil es an den nötigen Mitteln fehlt. Selbst Berlin
ist nicht entfernt soweit gegangen wie Hamburg, hier werden, glaube ich, jährlich
100 000 M. von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, aber diese 100 000 M. reichen
nicht allzuweit, über die Mittel des Reiches hinaus müssen noch. in viel größerem
Maße Einrichtungen zugunsten der Kriegsbeschädigten getroffen werden, insbesondere
müßten dem einzelnen, der seinen Beruf wechseln will und einen Ausbildungskursus
durchzumachen hat, Mittel gegeben werden, damit nicht nur er persönlich, sondern
auch seine Familienangehörigen während der Zeit, wo er nichts verdienen kann, vor
Not geschützt sind. Der Reichsausschuß der Kriegsbeschädigtenfürsorge hat sich des
halb schon lange mit dem Gedanken getragen, durch eine allgemeine Sammlung Mittel
zu beschaffen. Die Sammbungstätigkeit ist im Kriege außerordentlich modern geworden,
es wird vielfach dagegen eingewendet, daß dadurch das Reich entlastet wird und daß
es sich infolgedessen um die ihm obliegende Pflicht, in ausreichender Weise für die
Kriegsbeschädigten zu sorgen, drücken könnte. Diese Befürchtungen sind unbegründet,
denn was irgend erreicht werden kann auf dem Wege der Gesetzgebung — und nur so
kann ja die reichsgcsetzliche Fürsorge für die Kriegsbeschädigten sichergestellt werden —
das wird geschehen ohne Rücksicht auf die Sammlungen. Diese, wenn fie auch 100