Full text: Die Vernichtung der Sozialdemokratie durch den Gelehrten des Centralverbandes deutscher Industrieller

Also auch in der Landwirthschaft bemächtigt sich did Kapitalistenklasse 
immer mehr und mehr der Produktionsmittel, enteignet den arbeitenden Land- 
wirth und beutet ihn aus. Auf anderem Wege kommt sie so in der Landwirth 
schaft zu demselben Ziele, wie in der Industrie. Das Kapital wird zum Herrn 
aller Lebensquellen des Volkes und dieses kann erst dann ivieder frei über sie 
und über sich selbst verfügen, wenn es sie aus dem Privateigenthum des Kapitals 
in das Eigenthum der Nation verwandelt hat. 
e) Der neue Mittelstand. 
Es ist natürlich nicht möglich, alle Ziffern des Herrn Bürger so eingehend 
zu beleuchten, wie wir es mit den bisher untersuchten gethan. Das hieße, seinem 
Broschürchen ein Buch entgegensetzen, mit Kanonen nach Spatzen schießen. 
Wir haben es uns daher erspart, die Einkommensstatistiken zu prüfen, die et 
uns vorführt und durften das um so eher, als ihr Werth für die Frage des 
Untergangs des Kleinbetriebes gleich Null ist, seitdem wir eine ausreichende Be 
triebsstatistik besitzen. Was er aber sonst aus ihnen bejvcisen will, bestreiten wir 
theils gar nicht, theils wendet es sich direkt gegen ihn, freilich ohne daß er es 
merkt. So weist er z. B. darauf hin, cs habe in Sachsen betragen das Ein 
kommen (in Millionen Mark), aus 
Grundbesitz 
Renten 
Gehalt und 
Lahn 
Handel und 
Gewerbe 
1879 . . 
218 Millionen 
112 Millionen 
365 Millionen 
350 Millionen 
1900 . . 
329 
289 
1103 
082 
In denselben 21 Jahren, in denen sich die Bevölkerungsziffer um 41 Prozent 
erhöhte, stieg der Gesammtbetrag der Löhne aller Art um 210 Prozent. 
Woher stammt aber dieses enorme Wachsthum? Wie Herr Bürger selbst 
zugiebt, theils aus einer Zunahme derjenigen, die Gehalt und Lohn beziehen, 
theils aus einer Erhöhung der Löhne und Gehälter. Wir haben nie bestritten, 
daß die Geldlöhne seit zwanzig Jahren gestiegen sind. Aber daß sie sich verdrei 
facht haben, wird selbst Bürger nicht behaupten wollen. Ein sehr erheblicher Theil 
der Zunahme dieser Summe mutz also der Vermehrung der Zahl der Lohn 
arbeiter, der Proletarier, zuzuschreiben sein, die an Stelle von 
selbständigen Kleingewerbetreibenden getreten sind. Je schneller das Anwachsen der 
Summe der Gehälter und Löhne in der Steuerstatistik, desto mehr bezeugt es 
den Niedergang des Kleinbetriebes, während Bürger es als Beweis für das 
Gegentheil anführt I Leider gestattet uns die Steuerstatistik nicht, festzustellen, 
wie viel von jener Vermehrung der Gehälter und Löhne ihrer Erhöhung und 
wie viel der Zunahme der Zahl der Lohnarbeiter und Beamten zuzuschreiben ist. 
Sie ist also für diese Frage ganz werthlos und kann blos einem Zweck 
dienen, dem mit statistischen Zahlen nicht Vertrauten zu imponiren und Sand 
in die Augen zu streuen. 
Ebensowenig wie das Steigen der Löhne bestreiten wir die zweite Folgerung, 
die Herr Bürger aus seinen Einkommensstatistiken zieht, daß ein „neuer Mittel 
stand" im Aufsteigen sei. Das ist ganz richtig, beweist aber gar nichts gegen 
das Programm der Sozialdemokratie, denn in dem Satze, in dem es von den 
„versinkenden Mittelschichten" spricht, nennt es als diese ausdrücklich: Klein 
bürger, Bauern. 
Der neue Mittelstand bildet sich vornehmlich aus den Angestellten der Groß 
betriebe, fein Aufsteigen ist gerade eine Folge des Niederganges des Klein 
betriebes. Dieser Mittelstand ist in raschester Zunahme begriffen. Herr Bürger
	        
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