©issest freilich bMMek eine Verdoppelung 8er © e I b I ö sj ft e.
Allerdings nicht seit dem Anfang des Jahrhunderts, sondern seit dem Tiefstand,
den einige Jahrzehnte unumschränkter kapitalistischer Industrie herbeigeführt.
Nach ihm betrug die durchschnittliche Einnahme des englischen Arbeiters 1836
380 Mark, dagegen 1886 834 Mark, also mehr als das Doppelte. Die Ironie
des Schicksals will, daß Nostitz, dem wir diese Ziffer entnehmen, auf der vorher
gehenden Seite seines Buches (das Aufsteigen des Arbeiterstandes in England)!
eine Berechnung desselben Gissen über die Löhne in Manchester bringt.-
Danach sind dort die Löhne von 1834 bis 1884 gestiegen in den
Spinnereien.... 63 Prozent I Gerbereien .... 16 Prozent
Schneidereien ... 63 „ | Maschinenwerkstätten. 18 „
Die Spinnereien verzeichnen die höchste, die Gerbereien die niedrigste von
Gissen mitgetheilte Lohnsteigerung. Das würde eine durchschnittliche Steigerung
von etwa 40 pCt. ergeben. Wenn Gissen, trotzdem aus seinen Einkommens
schätzungen eine Zunahme von mehr als 100 pCt. berechnet, beweist das blos,
was derartige Schätzungen werth sind.
Wir haben also vom Beginn des Jahrhunderts bis in die vierziger Jahre
kin Sinken der Löhne, dann unter dem Einflüsse der Arbeiterbewegung ein
allmäliges Steigen bis 1873. Von da an ein Schwanken um die erreichte Lohn
höhe, das von dem Wechsel von Prosperität und Krise bedingt wird. Von einer
allgemeinen Verdoppelung der Löhne im Laufe des Jahrhunderts ist nicht zu
reden, sondern im besten Falle von einem durchschnittlichen Wachsthum um ein
Drittel bis zur Hälfte von den vierziger bis in die siebziger Jahre.
Für Deutschland haben wir leider keine so weit zurückreichenden Be
rechnungen. Im Ganzen und Großen ist der Entwickelungsgang ähnlich gewesen,
nur setzte er später ein, die Bewegung ist noch jugendlicher, kraftvoller, als zur
selben Zeit in England. Und das Kapital findet von vornherein eine starke
Gegenwirkung gegen seine Ausbeutungsgelüste in einer energischen und auf
geklärten Sozialdemokratie. Aber auch die Lebensmittelpreise wachsen in Deutsch
land schneller, wie wir noch sehen werden. Die Bewegung der Löhne ist daher
hier seit den siebziger Jahren energischer gewesen als in England. Von 1800
bis 1900 sind die Löhne der gewerblichen Arbeiter durchschnittlich — so weit
man darauf aus Ziffern der Berufsgenossenschaften über die anrechnungsfähigen
Lohnbeträge schließen darf — um 20 pCt. gestiegen, während sie in England nur
unbedeutend zunahmen. Seitdem sind sie freilich auch wieder bedeutend gefallen.
Hin und wieder mag die Lohnbewegung in Deutschland im Lause der letzten
60 Jahre zu einer Verdoppelung der Löhne geführt haben. Aber eine
allgemeine Verdoppelung zu behaupten, dazu liegt auch in Deutsch
land kein Grund vor.
Wie steht's nun mit dem Sinken derPreise?
Zunächst einige Zahlen aus England. Da finden wir, baß dort die
Weizenpreise von 1821—1875 sich fast gar nicht änderten. Die
Tonne Weizen kostete 1821—80 durchschnittlich 266 Mark, 1871—75 246 Mark.
Erst von da an finden wir ein allerdings starkes Sinken ans die Hälfte
des obigen Preises (1881—65 128 Mark). Dieses Sinken hat aber seit einigen
Jahren ein Ende erreicht. 1888 kostete die Tonne wieder 159 Mark. Das
Sinken der Geweidepreise kennzeichnete nicht das ganze Jahrhundert,
sondern nur zwei seiner Jahrzehnte.
Von den Fleisch preisen sagt Otto Gerlach im Handwörterbuch der
Staatswissenschaften: „So weit sich die Zahlen erstrecken, sehen wir in den
zwanziger Jahren einen erheblichen Rückgang der Preise, sodann eine all
gemein andauernde Steigerung, welche bis zum 9. Jahrzehnt
«nhält; ebenso allgemein beginnt in den achtziger Jahren ein Preisfall, welcher
aber, außer in Großbritannien, nur wenige Jahre währt."