Full text: Die Vernichtung der Sozialdemokratie durch den Gelehrten des Centralverbandes deutscher Industrieller

27 
Der allen diesen Angaben sind die jüngsten Mieths- und Bodeniverths-- 
steigerungen seit 1895 garnicht in Betracht gezogenl 
Während also die Löhne ununterbrochen auf und ab schwanken, ebenso die 
Lebensmittelpreise, zeigt die Bewegung der Wohnungsmiethen ein ganz anderes 
Bild: Stetig steigen sie nach aufwärts, und zwar in raschester Weise. 
Und von dieser Steigerung werden die Aermeren viel mehr betroffen, als 
die Wohlhabenden und Reichen! 
Professor H e r k n e r veröffentlichte in der 2. Auflage seiner Arbeiterfrage 
eme Hamburger Statistik des Antheils der Miethe am Einkommen in den ver 
schiedenen Einkommensklassen. 
Es betrug die Miethe in Proz. des neben- 
Zunahme 
Einkommenklassen 
stehenden Einkommens in den Jahren 
von 
1863 
1874 
1882 
1892 
1868—1892 
von 
600—1 200 M. . 
18,77 
20,90 
23,51 
24,76 
+ 5,94 
über 
1200—1800 „ . 
19,89 
21,13 
18,94 
22,22 
+ 2,33 
1800—2 400 „ . 
20,27 
20,88 
19,60 
22,09 
+ 1,82 
" 
2 400—3 000 „ . 
19,45 
19,21 
19,78 
20,81 
+ 1,36 
Dagegen 
Abnahme von 
1868—1892 
über 
8 000— 3 600 M. 
19,59 
19,03 
17,90 
19,15 
— 0,44 
8 600— 4 200 „ 
19,28 
18,17 
18,33 
18,17 
— 1,11 
4 200— 4 800 „ 
18,89 
17,38 
17,22 
17,88 
-1,01 
„ 
4 800— 6 000 „ 
18,55 
17,35 
18,33 
17,71 
— 0,84 
„ 
6 000—12 000 „ 
15,99 
15,48 
16,72 
15,12 
— 0,87 
„ 
12 000—30 000 „ 
11,51 
10,76 
12,23 
10,38 
— 1,13 
30 000—60 000 „ 
6,83 
7,44 
8,03 
6,21 
— 0,62 
- 
60 000 M. . . . 
8,71 
3,78 
8,87 
3,05 
— 0,67 
Die reichen Leute geben also nur ein Zehntel bis ein Dreißig st el 
ihres Einkommens für ihre palastähnlichen Wohnungen aus, und verhältniß- 
mätzig sank diese Ausgabe noch von 1868 bis 1892. Die ärmsten der Proletarier 
hatten 1868 fast ein Fünftel ihres Einkommens für ihre Wohnhöhlen zu 
opfern, und dieser Antheil stieg noch bis 1892 auf ein Biertell Er ist 
seitdem wohl noch weiter gewachsen. 
Aber wir haben nicht blos alte Ausgaben mit neuen zu vergleichen. Eins 
Reihe ganz neuer Ausgaben ist erstanden, die das Budget des Arbeiters belasten. 
So z. B. die Ausgaben für Fahrgelegenheiten. So lange die Städte und die 
Betriebe klein waren, konnte der Arbeiter leicht dicht neben der Arbeitsstätte 
wohnen, und Sonntags führte ihn ein Spaziergang in's Freie. Heute wachsen 
Städte und Betriebe immer mehr, es wird immer schwerer möglich, alle die 
Massen, die in einer der großen Arbeitsstätten arbeiten, in ihrer Nähe wohnen 
zu lassen, die Entfernungen, die der Arbeiter durchschnittlich von und zu der 
Arbeit zurückzulegen hat, wachsen zusehends. Und ebenso wächst die Entfernung 
der Arbeiterquartiere von der grünen Natur. Will der Arbeiter in die Arbeit, 
will er sich in freier Luft erquicken, er mutz immer mehr Straßenbahnen, Eisen» 
bahnen oder das Fahrrad dazu in Anspruch nehmen « Ausgaben, die er ehedem 
nicht kannte-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.