Full text: Die Vernichtung der Sozialdemokratie durch den Gelehrten des Centralverbandes deutscher Industrieller

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als Klaffe. Daher die Zusammenfassung der Lohnarbeiter in grossen Organi 
sationen; daher ihr Streben nach der Demokratie, denn nur in einer Gesellschaft 
von Freien und Gleichen wird das gesellschaftliche Eigenthum zu ihrem Eigen 
thum; daher ihr Sozialismus, das heißt ihr Streben nach Verwandlung der 
kapitalistischen Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigenthum. 
Die sozialistischen Bestrebungen entspringen daher direkt dem Aufkommen 
und Vordringen des kapitalistischen Großbetriebes und dem Rückgang des Klein 
betriebes. Das Bestehen und Erstarken der Sozialdemokratie ist selbst der beste 
Beweis dafür. 
Zum Siege der Sozialdemokratie ist es aber keineswegs nothwendig, dass 
es keinen Kleinbetrieb mehr gebe; dieser Sieg wird schon möglich, sobald der 
Großbetrieb soweit den Kleinbetrieb zurückgedrängt hat, daß die Lohnarbeiterschast, 
die vom privaten Besitz der Produktionsmittel ausgeschlossen ist, die entschiedene 
Mehrheit der Bevölkerung und ihren wirthschaftlich wichtigsten Theil ausmacht. 
Von da an ist ihr Sieg nur noch eine Frage der Macht und der politischen Reife 
der besitzlosen Klassen (des Proletariats). Und dieser Sieg bedeutet keineswegs 
das Aufhören jeglichen Kleinbetriebes oder die Verstaatlichung der kleinen 
Betriebe. 
Aber das Vordringen der kapitalistischen Produktionsweise verdrängt nicht 
bloß die mit eigenen Produktionsmitteln schaffenden Arbeiter der Kleinbetriebe 
immer mehr durch Lohnarbeiter, es wandelt auch den Kleinbetrieb immer mehr 
um, indem es ihn immer unselbständiger und abhängiger vom Kapital macht. 
Hier wird der ehemals selbständige Handwerksmeister zum Hausindustricllen 
oder Schwitzmeister, der nicht für den Kunden, sondern für den Kaufmann pro- 
duzirt, und in Wahrheit dessen Lohnarbeiter ist; dort wird der anscheinend selbst 
ständige Kleinbetrieb zur Filiale eines Großbetriebes, der Gastwirth wird ab 
hängig von der Brauerei, der Kleinhändler vom Großkaufmann. Viele Klein 
betriebe versinken in Schuldknechtschaft, andere wieder sind gar nur noch 
schmarotzerhafte Gebilde, der Deckmantel einer verschämten Bettelei. 
Auch die Besitzer aller dieser Kleinbetriebe verlieren immer mehr das Inter 
esse an dem Privateigenthum an den Produktionsmitteln. Sie haben ebenso 
viel, oft noch mehr als die Lohnarbeiter zu gewinnen durch das gesellschaftliche 
Eigenthum an den kapitalistischen Produktionsmitteln. Auch sie sind thatsächlich 
Proletarier, sie besitzen ihre Produktionsmittel in Wirklichkeit nicht. 
Gas also sind die beiden Punkte, durch die der Niedergang des Klein 
betriebes den Boden für den Sozialismus bereitet: durch die Vermehrung des 
Proletariats und durch die Vermehrung jener kapitalistischen Betriebe, die 
immer mehr ihre Arbeiter und schließlich die ganze Gesellschaft zu tyrannisiren 
trachten, so daß ihr Uebergang in gesellschaftlichen Besitz und Betrieb immer 
nothwendiger wird. 
Die Vermehrung dieser großen kapitalistischen Betriebe findet bei Herrn 
Bürger nicht die mindeste Beachtung und doch hat ihre Größe und ihre Macht 
eine solche Ausdehnung erreicht, daß sie selbst bürgerliche Politiker und 
Oekonomen beunruhigt und nach Abhilfe gegen das Uebel suchen läßt. Die 
Kartelle und T r u st s Iverden immer mehr zu Herren nicht bloß ihrer 
Arbeiter, sondern der ganzen Gesellschaft. Ja der ganzen Gesellschaft noch mehr 
als der Arbeiter, denn bei Liesen finden sie immer noch mehr Widerstand als 
bei jener. 
Nicht nur die kleinsten Betriebe, nein auch mittlere und sehr große Be 
triebe werden von den Kartellen und Trusts direkt oder indirekt beherrscht und 
ausgebeutet. Die Syndikate der Kohlengruben ebenso wie die der Eisenwerks 
werden in Deutschland zu Herren der ganzen Industrie, die sie Lurch ihre künst-
	        
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