„Nun — und wenn es ist wahr, was habt Ihr dar
nach zu fragen? es ist das erste Mal, daß es mir ge
schehen in meinem Amt."
„Weil es nur alle hundert Jahre geschieht und des
Menschen Leben nur selten dies Ziel erreicht."
„Ich sehe, Ihr wißt davon, Rabbi," sagte ängstlich
der Pförtner. „Aber wenn ich Euch gehorchen soll, müßt
Ihr mir geben das Wort, das mir ist überliefert worden
von meinem Vorgänger mit einem heiligen Eid, den ich
habe leisten müßen aus die Thora."
Der polnische Rabbi beugte sich zu ihm und flüsterte
ihm langsam ein siebensilbiges Wort zu.
Demütig neigte sich der Pförtner. „Ihr seid der Herr
Rabbi," sagte er, „es wird geschehen alles, wie Ihr befehlt."
„Du wirst die Freunde, die das Fest in Deinem
Hause begehen, fortschicken, bevor die Uhr der Christen, die
sie gemacht zum Hohn unserem Volke aus den Turn: am
Markt, die elfte Stunde schlägt."
„Cs wird gescheh'n, Rabbi, wie Du sagst."
„Wenn der Hammer der Glocke tut den ersten
Schlag, wirst Du ausschließen die Pforte dieses Gar
tens Adonai's, und wenn verklungen der letzte Schlag,
wirst Du verschwinden in Dein Haus und schließen
Türen und Fenster und suchen Dein Lager, daß Du bist
mit all den Deinen wie ein Leichnam, der weder hört
noch sieht."
„Ich werde weder sehen noch hören!"
„Der Engel des Todes wird Deine Seele aufhalten
in Deinem Körper und sie wandern lassen zwischen den
Gräbern bis zum Ende der Zeit, wenn Du nicht ge
horchst streng dem Befehl!" drohte der Greis. „Jetzt
konrm und gedenke, daß Du bist in Deinem Amt ein
Diener der großen Synagoge von Jerusalem. Ich
brauche Dir nicht zu empfehlen Schwergen auch gegen
den Mann der irdischen Eitelkeit, der mich gebracht hierher."