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stichen wird dem Satan doch endlich der Kopf zer
treten.
Es ist Dämmerung auf der ganzen Erde und zudem
ein Nebel, daß man keine Hand vor Augen sieht.
Tausend Irrwische winken auf allen Seiten — hier
ist Christus! — Da ist Wahrheit! Ja, wenn die
Leuchter nicht so hin und her schwankten! Herr, laß
dein Licht vor unsere Füße strahlen!
*
Die Lehre von Belohnung und Strafe nach diesem
Leben, und der Glaube an beide, ist für die Menschen,
so wie sie durchgehends sind, so wesentlich nötig, daß
ohne dieses keine bürgerliche Gesellschaft würde bestehen
können. Der erhabene Begriff, bloß um der Schön
heit der Tugend und der Häßlichkeit des Lasters willen
tugendhaft zu sein, ohne an Belohnung und Strafe
zu glauben, ist so selten zur Bestimmung des Willens
stark genug, daß dieser Beweggrund zur sittlichen Ver
vollkommnung ebensowenig taugt, als derjenige,
welcher bloß die Pflicht dazu brauchen will und
den Glückseligkeitstrieb ganz ausschließt. Beide
Begriffe sind freilich in sich, oder a priori, vollkommen
wahr, ohne deswegen für den gewöhnlichen Menschen
praktisch anwendbar zu sein. Ich glaube auch nicht,
daß irgendein Vernünftiger, der die Menschen kennt,
an dem allem zweifeln wird.
Daß aber auch die Ausübung des Rechts der Ver-
gellung in jenem Leben vollkommen vernunftmäßig sei,
das ist nicht nur leicht zu beweisen, sondern wir
müssen sie sogar zur Rettung der göttlichen Ge
rechtigkeit notwendig glauben, welche unmöglich