Full text: Heimweh: eine Auswahl aus Jung-Stillings Werken mit biographischer Einleitung

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leidende Tugend unbelohnt und herrschende Laster- 
unbestraft lassen kann. 
Endlich versiegelt auch das alles die göttliche Offen 
barung, als die Quelle der christlichen Religion, an unzäh 
lig vielen Stellen aus das bündigste, so daß ein wahrhaft 
guter Mensch unmöglich mehr daran zweifeln kann. 
Daß also meine „Szenen aus dem Geister 
reich" wesentliche und ewige Wahrheiten zum Grunde 
haben, daß die darin vorgestellten Verhandlungen in 
sich Vernunft- und bibelmäßig, und daß nur die Ver 
zierungen, die Personen, oder, mit einem Worte, die 
gesamte äußere Einkleidung bloße, aber doch für mich 
gegründete Vermutungen sind, daß wird wohl keiner 
weitläufiger Überzeugungsgründe bedürfen. 
Sobald der Mensch tot ist, sobald ist auch in seiner 
Seele das Ahnungsvermögcn vollkommen ent 
wickelt. Die abgeschiedene Seele sieht, hört und emp 
findet alle Gegenstände des Geisterreichs, zu denen 
sie Neigung hat, oder auch solche, die zu ihr Neigung 
haben, ebenso, als wenn sie gegenwärtig wären, ob 
sie gleich alle in der äußeren oder Körper-Welt 
immer den Standpunkt behalten. Alle Seelen nach 
dem Tode leben in einem sehr lebhaften Traum. 
Nur mit dem Unterschiede, daß dieser Traum Wahr 
heit ist, und die Geister, mit denen die Seele umgeht, 
sich auch dieses Umgangs wie träumend bewußt sind. 
Die Seelen leben, wirken, freuen oder ängstigen 
sich im Hades, je nach der inneren Beschaffenheit 
ihres Wesens und Handelns in diesem Leben, ohne 
daß sie in dieser Körpcrwelt ihren Ort verändern. 
Wenn aber dereinst das Verwesliche das Unverwes 
liche und das Sterbliche die Unsterblichkeit angezogen
	        
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