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muß wahrer Gott sein. Diese Überzeugung würde aber
dennoch lange nicht hinreichend sein, dieZweifel zu über
winden, wenn ich nicht die Kraft seiner Erlösung an
meinem Herzen empfunden hätte. Diese allein macht das
Herz gewiß. Wenn man seine Sündenlast so ganz fühlt
und zugleich aus Erfahrung weiß, daß alle, auch die edelsten
Handlungen, so ganz mit Sünden befleckt sind und man
nach so mancher Anstrengung aller seiner Kräfte doch
immer in Ohnmacht zurücksinkt und dann doch überzeugt
ist, daß man vollkommen werden müsse, wie der Vater im
Himmel vollkommen ist, — dann ist guter Rat teuer
und außer Christo keiner zu finden.
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Wenn Christus sich einen guten Hirten und seine treuen
Verehrer Schafe nennt, welch ein Reichtum von Be
griffen drängtsich da auchdem einfältigstcnChristen auf!
Wie liebenswürdig erscheint der Herr in diesem Bilde!
Und wie treffend zeigt sich der Charakter der Christen im
Charakter der Schafe! Schreibe einen ganzen Vogen
voll in dogmatischem Tone, er macht den Eindruck nicht,
den Christus mit so wenigen Worten macht.
Das Wort „Gott" und „JesusChristus" soll und darf
nie anders als mit Ehrfurcht, Andacht und Würde aus
gesprochen werden. So oft es ohne diese Gemütsgcstalten
aus dem Munde geht, ist es Mißbrauch des Namens
Gottes, dernichtungcstraflbleibtunddemChristen durch
aus nicht geziemt. Der Christ soll ernstlich auf alle seine
Worte wachen und solche Ausrufungen vermeiden; denn
sie gehören vorzüglich unter die unnützen Worte, von
denen der Mensch dereinst Rechnung ablegen soll.
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