45
will wahrlich etwas sagen. Der Christ geht seinen
Gang ruhig sort. Er glaubt, daß er Kräfte habe,
um sich zu vervollkommnen, daher tut er auch sein
Bestes. Er glaubt, daß Gott in Christo sein Gebet
erhöre; daher hängt er mit kindlicher Zuversicht in
allem von Gott ab. Er glaubt, baß Gott um des
Leidens und Sterbens Christi willen ihm die be
gangenen Sünden vergeben werde, wenn er sie an
ders herzlich bereut und in Zukunft meidet. Daher
fühlt er immer mehr Drang, vollkommener zu wer
den, und genießt doch Gewissensruhe und Seelen
frieden.
Hört alle, ihr guten Leute, die ihr euch betören
laßt, den Stein der Weisen zu suchen und euren Be
ruf zu versäumen. Glaubt mir, kein Mensch in der
Welt kann das große Universal kennenlernen, viel
weniger machen. Und wenn ihr alle Bücher der Welt
durchlcsct, so hilft euch das alles gar nichts. Lebt
in eurem Berufe getreu und seid wahre
Christen, so werdet ihr jenseits dem Grabe mehr
besitzen, als euch hier der Stein der Weisen geben
kann. Alle Weisheit hilft nichts, wenn man nicht die
sieben reinen Flämmchen vor dem Throne Gottes
kennt. Wer die noch nicht ganz gewiß und ohne zu
irren in jedem Teilchen der Schöpfung wirken sieht,
der zünde nur ja keine Kohle an, den Stein der Wei
sen zu suchen. Ihr versteht mich, verborgene Freunde
der Natur!
Wer die Lehre Christi treu befolgt und an ihn,
als an den eingebornen Sohn Gottes und Welt
erlöser, glaubt, der soll nicht Pietist, sondern
Christ heißen. Und das deswegen, weil man mit