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Du hast einen harten Kampf gekämpft, lieber Kreuzt
bruder! Aber der Herr war dir Helfer und Heiland.
Jesus Christus hat dich mit der Gemeinschaft seiner
Leiden begnadigt und dich unter die Zahl seiner
Blutzeugen aufgenommen. Er stärke dich fernerhin
und lasse die himmlische Tröstung seiner Gegenwart,
seiner seligsten Nähe dein ganzes Wesen mit Kraft
erfüllen, bis du deinen Lauf vollendet hast. Ich hab'
in der Entfernung mit dir gelitten, ich hab' um dich
geweint und mich deiner gefreut. Jetzt ist die Zeit
des Tennefegens. Wohl dem, der als ein vollwichtiges
Korn zu den Füßen des großen Hausvaters nieder
sinkt und nicht vom Wind weit weggeweht wird.
Bruder, der Abfall nimmt allenthalben schrecklich zu,
es ist von Christo gar die Rede nicht mehr. Sie
haben's nun ausgemacht, daß wir seiner nicht mehr
bedürfen. Oh, da wird's einem weh ums Herz. Mir
ist Er alles, und ihnen nichts. Wir wollen wachen und
beten und unsere Lampen bereit halten, bis Er kommt!
In einem andern Briefe an Lavater heißt es:
Dir werden die Leiden Jesu jetzt mehr unter
Augen gerückt — das war wohl ein Zweck mit, warum
unser Herr deine Verwundung zuließ. Gehe nun weiter
und wisse nicht allein, sondern fühle auch, daß er für
dich gestorben und deinen ewigen Tod überwunden hat.
Sein Leiden von Gethsemane an bis zu dem Wort:
„ES ist vollbracht" wurde uns Grund unserer größten
Hoffnungen, unserer ganzen Seligkeit! Er, der in allem
versucht worden ist wie wir, sei dein eigentlicher, wahrer
Arzt! Er weiß am besten, wie und wann Wunden
aller Art heilen müssen! Jesus Christus mache dich
gesund! Amen. *