Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Rückmarsch. Neue Luftschiffangriffe. Rückruf aller U-Baote v. Handelskrieg 
Feind alle Schiffe und Fahrzeuge van der belgischen Küste 
zurückgezogen und auch selbst keinen Versuch gemacht, unsere 
Streitkräfte zu stellen. Aus späteren englischen Veröffent 
lichungen geht hervor, daß die englische Flotte sich tags vorher 
zu einer ihrer gewohnten Streifen durch die Nordsee in See 
befand, und es wäre interessant, nachzuprüfen, ob sie Gelegen 
heit gehabt hätte, in der deutschen Bucht unserer Flotte in den 
Weg zu treten. Die von uns gesteuerten Kurse nebst Zeich 
nungen sind aus der Skizze ersichtlich. Die beschädigte „Seyd- 
litz" zeigte, als sie eingedockt war, ein Loch von zirka 90 qm 
Größe, durch welches etwa 1400 t Wasser ins Schiff getreten 
waren. Elf Mann hatten auf ihrer Gefechtsstation im Torpedo 
raum ihr Lebeu eingebüßt. Trotz der dort lagernden erheblichen 
Masse von Sprengmunition war keine weitere Detonation durch 
den Treffer eingetreten, der sonst sehr viel größeres Unheil 
hätte hervorrufen können. 
Anfang Mai erlaubten die Witterungsverhältnisse die 
Wiederaufnahme der Luftschiffsangriffe auf England. Doch 
war ihnen eine so lang andauernde günstige Wetterperiode wie 
im vorigen Monat, die ja auch eine seltene Ausnahme bildete, 
nicht beschieden. Es kam zu zwei Eingriffen, an denen sich bis 
zu acht Luftschiffe beteiligten. Beiin zweiten Angriff ging 
„L 20" verloren, da starker Südwestwind aufgekommen war 
und das Luftschiff infolge van Motorenausfall die heimische 
Küste nicht mehr erreichen konnte. Der Kommandant, Kapitän- 
leutnant Stabbert, steuerte deshalb die norwegische Küste an, 
wo er mit seinem havarierten Schiff in der Nähe von Jäderen 
niederging und die Besatzung ausschiffen konnte, die dort inter 
niert wurde. Für die Luftschiffe kam nun die Zeit der kurzen 
Nächte, die ihrer Betätigung zu Angriffen eine Pause aus 
zwangen, da die Nächte nicht dunkel genug wurden, um den 
nötigen Schutz zu gewähren und es sich herausgestellt hatte, 
daß die Abwehr in der letzten Zeit erheblich stärker ausgebildet 
worden war. Aber die Flotte konnte sie auch sehr notwendig 
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