Full text: Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg: persönliche Erinnerungen

Einleitung 
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oder durch die gewohnheitsmäßige Verbrämung mit Gemein 
plätzen über Menschheitsbeglückung Eindruck zu hinterlassen. 
Demgegenüber Preußen-Deutschland! Seine ganze Ge 
schichte erfüllt von Kampf und Not, weil die Kriege Europas 
vorzugsweise aus seinem Gebiet ausgetragen wurden. Das 
Volk des kategorischen Imperativs, zu Entbehrungen und 
Opfern bereit, immer wieder sich aufrichtend,' bis es endlich 
gelungen schien, durch die Einigung des Reichs die Früchte 
der schwer errungenen Machtstellung ernten zu können. Die 
Überwindung der harten Zeiten, die es durchzumachen hatte, 
verdankte es seinem Idealismus und der unter den Drang 
salen der Fremdherrschaft bewährten Pflichttreue gegen das 
Vaterland. Auf der in straffer Zucht angewöhnten Gewissen 
haftigkeit und Gründlichkeit beruhte vor allen Dingen die 
Stärke unserer Wehrmacht. 
Im Gegensatz zu der Unnahbarkeit der englischen Insel- 
stellung: unsere kontinentale Lage im Herzen Europas, viel 
fach ohne natürlichen Schutz an den Grenzen. Statt des aus 
allen Erdteilen zuströmenden Reichtums hatten wir uns im 
Schweiße unseres Angesichts zu plagen, auf kärglichem, hei 
mischem Boden das Volk zu ernähren. Und doch gelang es 
allen Schwierigkeiten zuni Trotz, mit der politischen Einigung 
auch die Volkswirtschaft in ungeahnter Weise zu beleben und 
zu steigern. 
In solcher Lage und nach solchen Erfahrungen lag dem 
deutschen Volk Eroberungsabsicht völlig fern. Seinem Aus 
dehnungsbedürfnis suchte es in friedlicher Weife Genüge zu 
verschaffen, um die errungene Machtstellung nicht leichtfertig 
aufs Spiel zu setzen. Daß wir in dem Völkerring, der sich 
berufen fühlte, die Geschicke Europas und der Welt zu be 
stimmen, als ein unwillkommener Eindringling angesehen 
wurden, dafür sorgte neben der tiefverletzten Eitelkeit der 
Franzosen das britische Mißtrauen, dem unsere Harmlosigkeit 
bei seiner Denkungsart unglaubhaft erschien.
	        
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