Die militär-politische Bedeutung des U-Boot-Krieges
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1. Ohne rücksichtslosen U-Bootkrieg besteht keine Möglich
keit, den Krieg zum guten Ende zu führen;
2. keinesfalls ein halber U-Bootkrieg, der nichts Ganzes
erreicht, aber dieselben militärischen Gefahren bringt und dazu
noch die Wahrscheinlichkeit einer neuen nationalen Demüti
gung:
3. Anfang des U-Bootkrieges so früh wie irgendmöglich.
Die Marine ist bereit;
4. schleunigste Loslösung von den Sonderverträgen mit
den Nordstaaten, denen sehr erhebliche Zugeständnisse in ihren
Zufuhren nach England gemacht waren, um lückenlos wirken
zu tönen;
5. unter keinen Umständen zurückweichen.
Der Chef des Stabes kehrte von dieser Besprechung mit
dem Eindrücke zurück, daß die Frage des U-Bootkrieges beim
Chef des Generalstabes des Feldheeres in guten Händen lag.
Diese Auffassung konnte ich persönlich später bestätigen, als ich
am 22. November Gelegenheit hatte, im Großen Hauptquartier
selbst über diese Frage mit dem Feldmarschall und General
Ludendorff zu sprechen.
Die militärische Lage hatte im Herbst zu einem Aufschub
geführt, um Verwicklungen im Kriegsgebiet um England zu
vermeiden: der allgemeinen Kriegführung kam jetzt nur noch
die Handelsschädigung im Mittelmeer zugute. Deshalb wurv--
der U-Bootkrieg in die nordischen Gewässer ausgedehnt, um
die Zufuhren, die über Archangelsk nach dem russischen Kriegs
schauplätze führten, zu schädigen.
Die im Dezember erfolgte Ablehnung unseres Friedens
angebotes schuf auch im U-Bootkrieg eine neue Lage. Der
deutlich kundgegebene Wille unserer Feinde, keinen Verständi
gungsfrieden anzunehmen, ließ den Entschluß reifen, am
1 Februar 1917 den uneingeschränkten U-Bootkrieg zu eröff
nen. Die Entscheidung darüber wurde am 9. Januar durch
den Chef des Admiralstabes im Einverständnis mit dem Ge-