Die militär-politische Bedeutung des U-Boot-Krieges
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den Sieg unseres Vaterlandes erwarteten. Jeder Zweifel an
seinem Erfolge mußte den Feind in der Auffassung bestärken,
daß wir vorzeitig erlahmen würden.
Aber die politische Leitung hatte schon vorher das ihrige getan,
die Zuversicht zu beeinträchtigen, und ihre Besorgnis, diese Art
der Kriegführung könne Formen annehmen, welche uns noch
weitere Feinde zuziehen würden, hatte ängstliche Gemüter mit
ergriffen und mußte verstimmend und enttäuschend wirken,
wenn die Nichterfüllung der vom Admiralstab angegebenen
Fristen Zweifel an dem Enderfolg aufkommen ließ. Die hieraus
entstehende verzagte Stimmung, das Endziel doch nicht erreichen
zu können, hat der Feind ausgenutzt; fein Mut zum Durchhalten
hat sich erst recht daran gekräftigt. Es ist bedauerlich, daß es
nicht verhindert wurde, die vom Admiralstab ausgeführte
Berechnung, die für einen engeren Kreis bestimmt war und den
Erfolg des U-Bootkrieges innerhalb einer bestimmten Zeit mit
Sicherheit angenommen hatte, in das ganze Land hinaus
zutragen. Auf diese Weise sind viele mutlos gemacht worden,
die ohne diese Enttäuschung durchgehalten hätten, in der Ein
sicht, daß uns gar keine andere Wahl blieb, als Entbehrungen
so lange zu ertragen, bis der Erfolg, der nicht ausbleiben konnte,
auch wirklich erstritten war. Selbst wenn die Schätzungen des
Admiralstabes das Ergebnis gezeitigt hätten, daß es einer sehr
viel längeren Zeit bedürfen würde, bis England eine weitere
Vernichtung der Kauffahrteischiffe nicht mehr ansehen konnte,
so wäre uns gar keine andere Wahl geblieben, als auch zu
diesem Mittel zu greifen. Die Ablehnung unseres Friedens
angebotes hatte den Vernichtungswillen der Feinde mit so
großer Deutlichkeit bekundet, daß wohl niemand bereit gewesen
wäre, angesichts unserer Gesamtlage am Schluß des Jahres
1916 demütigende Friedensbedingungen anzunehmen.
Die strategische Offensive ging vom 1. Februar 1917 ab
in ausgesprochener Weise auf die Seekriegführung über.
U-Boote und Flotte ergänzten sich jetzt zu einer Waffe, die sich